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Warten auf Nachrichten. Kamerateams harren vor dem Universitätsklinikum in Grenoble aus.

© AFP

Grenoble: Nur die Familie darf zu Michael Schumacher

Das Universitätsklinikum in Grenoble ist hermetisch abgeriegelt. Fans von Michael Schumacher in aller Welt bangen um den Formel-1-Rekordweltmeister. Sehen Sie hier auch ein Video von der Stellungnahme der Ärzte.

„Urgences“ leuchtet es hell in blau unterlegten weißen Neonbuchstaben über dem Eingang zur Notaufnahme des Krankenhauses in Grenoble. Nachdem die Nachricht von dem schweren Ski-Unfall bekannt geworden war, hatte sich dort neben den Reportern und Kameraleuten auch eine kleine Menge von Fans des Rennfahrers versammelt. Einige von ihnen trugen Mützen in den Farben von Ferrari. Bis in den späten Abend harrten sie dort aus, um Neuigkeiten vom Zustand ihres Idols zu erhaschen und ihre Sorge um ihn mit anderen zu teilen. Auch der ehemalige französische Rennfahrer Olivier Panis, ein früherer Kollege Schumachers, hatte sich aus Lyon dorthin begeben. Sichtlich betroffen von dem Ereignis äußerte er sich „mit großer Beunruhigung“ über das Schicksal seines Freundes.

Michael Schumacher wird im Universitätsklinikum Grenoble abgeschottet

Besuchen durfte er ihn nicht. Nur die Familie darf zu Michael Schumacher. Der Formel-1-Rekordweltmeister wird im Universitätsklinikum von Grenoble abgeschottet. Freunde und Wegbegleiter, die nach den ersten Nachrichten in den ehemaligen Olympia-Ort gereist waren, können praktisch nur vor verschlossenen Krankenhaustüren um Schumacher bangen. „Es gibt keinerlei Zugang zu dem Patienten. Nur die Familie hat die Möglichkeit ihn zu sehen und bei ihm zu sein“, betonte der Stellvertretende Klinik-Direktor Marc Penaud am Montag.

Schumachers Ehefrau Corinna und seine beiden Kinder waren nach Angaben der Deutschen Presseagentur (dpa) nur kurz nach dessen Einlieferung in das C. H. U. Grenoble am Sonntag eingetroffen. Angeblich soll der Sohn der beiden bei dem Skiunfall in Méribel dabei gewesen sein. Bestätigt wurde das vonseiten der Familie nicht. Managerin Sabine Kehm hatte lediglich gesagt, Schumacher sei bei dem Unfall nicht alleine gewesen. Man bitte die Medien, „unsere Privatsphäre und die unserer Freunde zu respektieren“, hieß es am Montag in einer Mitteilung, die Managerin Kehm im Namen der Familie verbreitete.

In Michael Schumachers Heimatstadt Kerpen herrscht Entsetzen

Die Anspannung in den Gesichtern der Schumi-Anhänger ließ nach Bekanntwerden des weiter lebensgefährlichen Zustandes am Montag nicht nach. „Ich kann gar nicht sagen, wie traurig ich bin“, berichtete Filip Flis, ein 25 Jahre alter Pole, der in Grenoble studiert und seit 2002 jedes Rennen des Rekordweltmeisters verfolgte. Die libanesischen Brüder Karim und Wael Kourani meinten, in ihrer Heimat werde jemand Schumacher genannt, „der gut fahren kann“. Auch sie harrten vor dem Klinikum aus, auf dessen Parkplatz sich schnell die Übertragungswagen internationaler Medien eingefunden hatten.

Während in Frankreich Ärzte um sein Leben kämpfen, herrscht in seiner rheinischen Heimatstadt Kerpen Entsetzen. Am Tag nach dem schweren Skiunfall bangt die Stadt um ihren prominentesten Bürger. Seine Fans daheim versuchen, den Schock zu verarbeiten. Sie verfolgen jede Information aus Grenoble, beten, drücken die Daumen, schicken Genesungswünsche an die Familie, an die Stadt und an Fanklubs. „Es ist entsetzlich, für uns alle. Aber natürlich ist es besonders hart für seine Frau Corinna und die beiden Kinder. Wir alle hoffen, dass er gut durchkommt“, sagte die Kerpenerin Claudia Akhavan der Deutschen Presseagentur (dpa). „Es geht mir sehr nahe – und nicht nur mir natürlich“, sagt auch ein Passant, der Schumi persönlich kennt. „Ich habe ihn früher öfters getroffen – der Kontakt lief über meine Exfrau.“ Der Mann kann kaum fassen, was aus Frankreich gemeldet wird: „20 Jahre fährt er Formel 1, praktisch nichts wirklich Gravierendes ist passiert. Und jetzt das beim Skifahren im Urlaub.“

Schumachers Chalet. Das Foto zeigt nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP das Chalet des Sportlers oberhalb von Méribel.
Schumachers Chalet. Das Foto zeigt nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP das Chalet des Sportlers oberhalb von Méribel.

© AFP

Die Nachrichten aus Frankreich machen vielen Menschen in der 65 000-Einwohner-Stadt schwer zu schaffen. In Kerpen hatte der spätere siebenfache Weltmeister seine ersten Runden gedreht, schon als vierjähriger Knirps. Noch vor der Einschulung fiel der kleine Michael als großes Ausnahmetalent auf.

Der Vorsitzende des Michael-Schumacher-Fanklubs Kerpen, Michael Viehmann, hofft: „Er ist ein Kämpfertyp. Der schafft das. Er ist gut durchtrainiert und ehrgeizig, er wird das packen.“ Die ganze Nacht über baten ihn Fans um Infos. „Die Betroffenheit ist riesengroß. Manche schreiben, es könne kein Leben ohne Schumi geben“, sagt Viehmann.

Einige französische Mitglieder des Fanklubs harrten derzeit vor der Klinik in Grenoble aus. „Schumi hatte schon mehrere Unfälle. Und immer war ein Schutzengel dabei. Ich glaube fest, dass er auch in den Alpen einen Schutzengel dabei hatte.“ Reiner Ferling, der zweite Vorsitzende des Klubs, berichtet: „Die Anteilnahme ist gewaltig. Wir haben Anfragen aus Nordamerika bis China.“ Die Schumacher-Kartbahn in Kerpen blieb am Montag geschlossen. Nur einzelne Fernsehübertragungswagen harrten aus. Auch in der Fußgängerzone waren Kamerateams zu sehen. Kerpen ist stolz auf Schumi. Bürgermeisterin Marlies Sieburg (SPD) ist eine von vielen, die „gute Genesung“ wünscht. Kauffrau Kim De Silva hofft auf positive Nachrichten – am besten noch vor Schumachers 45. Geburtstag am 3. Januar. „Er ist der ganz große Sympathieträger hier, auch bei Leuten, die keine Formel-1-Fans sind.“ (mit dpa)

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