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Panorama: Gute Noten ab 1000 Euro

Uni-Angestellte in Rom sollen Prüfungsaufgaben verkauft haben

„Ist das Geschenk für den Herrn Professor angekommen?“ Der Anruf kam von dem ägyptischen Studenten Ibrahim A. M. Der Student richtete seine Frage an einen Verwaltungsmitarbeiter der juristischen Fakultät der „La Sapienza“. So heißt die größte europäische Hochschule mit Sitz in Rom. An dieser Uni, die ein ganzes Stadtviertel einnimmt, studieren rund 150 000 junge Leute. Der Anruf des Ägypters wurde mitgeschnitten und ist Teil einer fast 100 Seiten umfassenden Anklageschrift. Darin befinden sich viele mitgeschnittene Telefonate, Gespräche zwischen Studenten, Angestellten und Professoren. Immer geht um Geschenke und um Prüfungsergebnisse.

Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft. 18 Personen stehen unter Hausarrest, darunter fünf Professoren und sieben Studenten. Angeklagt wurden ebenfalls 44 Angestellte. 35 Wohnungen und Büros wurden durchsucht. Die Rede ist vom größten Universitätsskandal seit Jahrzehnten. Laut Polizei hatten Verwaltungsangestellte jahrelang als Vermittler zwischen Hochschullehrern und Studierenden die Tarife für einzelne Prüfungen auszuhandeln. Im ersten Semester kostete eine bestandene Prüfung 1000 Euro. Für Abschlussprüfungen mussten die Studierenden noch tiefer in ihre Taschen greifen: 3500 Euro mussten dafür entrichtet werden. Insgesamt 27 Prüfungen sollen gefälscht gewesen sein.

Die Prüfungen verliefen immer nach dem gleichen Schema. Die Studierenden erhielten schon Tage vor den anstehenden Prüfungen die Fragen und konnten sich entsprechend vorbereiten. „Ich habe mich oft gewundert, warum einige von uns so glimpflich bei den Prüfungen davonkamen“, zitiert die Tageszeitung „La Repubblica“ eine Studentin. Nun drohen den Angeklagten Gefängnisstrafen zwischen drei und acht Jahren.

Thomas Migge[Rom]

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