zum Hauptinhalt

Panorama: Harvard, Yale, Stanford

Ich dachte an berühmte amerikanische Universitäten, als ich mich entschloss, ein halbes Jahr auf der Highschool zu verbringen. Die kennt man ja aus Hollywood: Die Losergruppe steht gleich neben den Coolen, Sport ist extrem wichtig, Schüler haben Schließfächer.

Ich dachte an berühmte amerikanische Universitäten, als ich mich entschloss, ein halbes Jahr auf der Highschool zu verbringen. Die kennt man ja aus Hollywood:

Die Losergruppe steht gleich neben den Coolen, Sport ist extrem wichtig, Schüler haben Schließfächer.

Viel mehr wusste ich nicht, als ich die kalifornische Menlo-Atherton High School betrat. Als Erstes fiel mir auf, wie viele Schüler über das System schimpften. Aber warum?

Die Highschool beginnt mit der achten und endet nach der zwölften Klasse, dann geht es aufs College. In der elften entscheidet sich, ob man es auf ein gutes College schafft. Der Leistungsdruck ist extrem, viele arbeiten mehrere Nächte in der Woche durch. Mir fiel auf, dass sehr gute Schüler an den Wochenenden oft Abstürze hatten und sich mit Drogen vollpumpten.

Schlimm war auch der Verlust von Individualität. Es gibt in Amerika keine mündlichen Noten, alles hängt von Tests (ohne Namen, dafür nummeriert) und Hausaufgaben ab. Keiner denkt mal für sich, sondern schreibt nur auf, was der Lehrer diktiert. Tests werden per Multiple-Choice-Verfahren ausgewertet, eine Maschine korrigiert die Antworten, es gibt nur richtig oder falsch. Ich war entsetzt von dieser Schule, ich habe sie gehasst. Ich mag Diskussionen, selbst nachdenken. Das ging hier völlig verloren, die Schule war einfach nur langweilig.

Dann habe ich einen Grund für dieses System gefunden. Er hieß Blair. Blair ist arm und lebt im Problembezirk. In Deutschland wäre er bisher wahrscheinlich auf die Haupt- oder Realschule gegangen. Er hätte sich gelangweilt, vielleicht angefangen Scheiße zu bauen, wer weiß. In Kalifornien bekam er Unterstützung, konnte in schwerere Kurse wechseln, dort fand er auch andere Freunde. Er war nicht der Beste, aber er kam mit. Am Ende hat er es auf die staatliche Universität geschafft. Blair hatte die gleichen Chancen wie seine reichen Mitschüler und hat sie genutzt. Und er ist kein Einzelfall, denn in Amerika verlassen weitaus mehr Jugendliche die Schule mit einem Bildungsabschluss als in Deutschland.

Ich war trotzdem froh, endlich wieder in die deutsche Schule zu gehen. In Amerika wird einfach vergessen, dass man fürs Leben und nicht fürs College lernt. Viktor Kewenig, 16 Jahre

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false