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Panorama: Hollywood: Die Realität übertrifft jeden Katastrophenfilm

Das Weiße Haus fliegt in die Luft, eine gewaltige Feuerwalze vernichtet Washington, die Türme des World Trade Centers knicken ein wie Streichölzer. Es waren keine Menschen aus Fleisch und Blut, sondern Außerirdische, die in Roland Emmerichs Film "Independence Day" vor fünf Jahren die Metropolen der Welt verwüsteten.

Das Weiße Haus fliegt in die Luft, eine gewaltige Feuerwalze vernichtet Washington, die Türme des World Trade Centers knicken ein wie Streichölzer. Es waren keine Menschen aus Fleisch und Blut, sondern Außerirdische, die in Roland Emmerichs Film "Independence Day" vor fünf Jahren die Metropolen der Welt verwüsteten. Doch die furchtbare Wirklichkeit hat die kommerziellen Leinwandfiktionen seit dem 11. September 2001 überholt. Hollywood reagiert mit Verunsicherung und Sorge auf die dramatisch veränderte Situation.

"Das ist unbegreiflich. Das ist kein Film, das ist furchtbare Realität." Immer wieder zwingen Fernsehmoderatoren sich selbst und die fassungslosen Zuschauer zur klaren Wahrnehmung der Bilder als echte, nicht inszenierte Katastrophe. "Ich hätte ein Script mit entführten Flugzeugen und Kamikaze-Piloten, die in die Türme des World Trade Center rasen und den Pentagon attackieren, als zu unwahrscheinlichen Horror abgelehnt", sagte der deutsche Regisseur Wolfgang Petersen ("Air Force One") der "Abendzeitung" in München.

Der Schock sitzt tief - nicht nur beim Veteranen Petersen, der in Hollywood nach Thrillern wie "In the Line of Fire" oder "Air Force One" längst als Spezialist für Spannung gilt. Die Chefs der großen Filmstudios sind nun gezwungen, Drehbücher umschreiben zu lassen, Filme neu zu schneiden oder digital zu überarbeiten.

Erstes "Opfer" der neuen Skrupel ist Arnold Schwarzenegger. Sein neuer Action-Film "Collateral Damage" (Kollateralschaden) sollte in den USA am 5. Oktober starten, wurde aber vorerst auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Story: Schwarzenegger verliert durch das Bombenattentat kolumbianischer Terroristen Frau und Kind und übt Rache. Der Film sei "provokativ und realistisch", sagte Produzent David Foster dem Branchenblatt "Variety". "Aber die Nerven sind dafür jetzt zu dünn."

Auch der Sony-Konzern hat auf den Terroranschlag schnell reagiert. Kino-Trailer, Werbematerial und Internet-Auftritt für die extrem aufwändige Produktion "Spider Man" wurden rasch aus dem Verkehr gezogen. Auf den Plakaten klettert der Spinnenmann zwischen den Zwillingstürmen des World Trade Centers herum.

Allein durch den Symbolcharakter des beliebten Motivs World Trade Center bekommen viele Filme heute einen bitteren Beigeschmack.

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