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Panorama: Hunger auf hohem Niveau

Der Magier David Blaine muss auch nach dem Ende seines Fasten-Happenings auf feste Nahrung und Sex verzichten

London . Der Magier David Blaine (30) hat am Sonntag den 44. und letzten Tag seines Fastenmarathons in einer Glaskiste gegenüber der Tower Bridge in London verbracht. Die Glasbox hing die ganze Zeit an einem Kran. Doch aus dem Omelett, von dem der Hungerkünstler in seinem Gefängnis geträumt hat, wird noch nichts: Ärzte haben ihn gewarnt, dass er sterben könnte, wenn er sofort wieder richtig essen würde. Im Krankenhaus soll er zunächst mit Flüssignahrung wieder aufgepäppelt werden. Auch Sex mit seiner deutschen Freundin, dem Model Manon von Gerkan, ist tabu – davon könnte er einen Herzinfarkt bekommen.

Blaine leidet nach eigenen Angaben unter Atmungsproblemen, starkem Herzklopfen, Kopf und Rückenschmerzen, Halluzinationen, Sehstörungen und Hautreizungen. Allerdings mangelt es nicht an Verschwörungstheorien, wonach er das alles nur vorgaukelt. Manche glauben, dass der Boden seiner Box mit einer durchsichtigen, aber sehr nahrhaften Paste bestrichen ist. Nach einer anderen These hat er sich Kapseln einpflanzen lassen, die jeden Tag Nährstoffe in seine Blutbahn abgeben. Wieder andere sagen, die Box sei nur ein Hologramm oder ein besonders raffinierter Filmprojektor. Der leibhaftige Blaine wird demnach rund um die Uhr an einem geheimen Ort gefilmt.

Dagegen spricht allerdings, dass eine Überprüfung seines Trinkwassers und seines Urins keine Hinweise auf Tricksereien erbracht hat. Der Ernährungswissenschaftler Professor Marinos Elia sagte, die Zusammensetzung seines Urins sei genau die eines Hungernden.

Viel diskutiert werden Sinn und Unterhaltungswert der Aktion. „Man muss sich das mal klarmachen“, kritisierte der Kolumnist Des Kelly: „Milliarden Menschen hungern jeden Tag, und keiner kümmert sich darum. Und dann geht ein pummeliger Showman für ein paar Wochen auf Diät, und wir sollen das toll finden.“

Nach einem Bericht des „Independent on Sunday“ sind seit Beginn des Stunts am 5. September mehr als eine Million Menschen an den Folgen von Unterernährung gestorben.

Unbestritten ist aber, dass Blaines Nummer ein großer Publikumserfolg war, der eine Viertelmillion Schaulustige angelockt hat. Darunter waren Prominente wie Paul McCartney, Pamela Anderson, Shirley Bassey und Naomi Campbell, aber auch Quälgeister, die ihn mit Eiern, Golfbällen und Farbbomben bewarfen und sogar einen ferngesteuerten kleinen Hubschrauber mit einem Burger um ihn herumkreisen ließen.

Blaine selbst geht es darum, „im Leiden Schönheit zu finden“. Sein Millionenhonorar wird nach Zeitungsberichten durch die hohen Polizei-Kosten zu seiner Sicherung geschmälert. Sein Freund Uri Geller glaubt, dass er umgehend sein Fastentagebuch veröffentlichen wird.

Außerdem plant er schon seinen nächsten Auftritt – er will zehn Minuten unter Wasser bleiben. Doch eins steht für ihn fest: Um keinen Preis der Welt will er das Fasten-Experiment noch einmal wiederholen.dpa

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