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Hurrikan "Stan": Mittelamerika versinkt in Wassermassen

Der Hurrikan "Stan" hat in Mittelamerika eine Schneise der Zerstörung hinterlassen. Die Zahl der Toten stieg am fünften Tag der Sintflut auf rund 240. Hilfsorganisationen rufen eindringlich zu Spenden auf.

Mexiko-Stadt/Guatemala-Stadt - In Guatemala riss eine einzige Schlammlawine am Donnerstag 56 Menschen in den Tod, Hunderte von Opfer werden im Katastrophengebiet noch vermisst. Die Wassermassen spülten ganze Ortschaften fort. Die materiellen Schäden gehen in die Milliarden. Zahlreiche Hilfsorganisationen in Deutschland forderten zu Spenden auf.

Immer wieder kommen neue Unglücksmeldungen aus den Katastrophengebieten in Südmexiko, El Salvador und Guatemala. Nach der Schlammlawine in Guatemala erhöhte sich die Zahl der Toten allein in diesem Land auf etwa 140, wie der nationale Katastrophenschutz in Guatemala-Stadt mitteilte. In Guatemala, El Salvador und in den südmexikanischen Bundesstaaten herrscht Ausnahmezustand.

In El Salvador kamen infolge der Fluten und Überschwemmungen 73 Menschen zu Tode, in Mexiko 15 und in Nicaragua 9. Mehrere hunderttausend Menschen sind obdachlos und in Notunterkünften untergebracht. Auch der am vergangenen Wochenende ausgebrochene Vulkan Ilamatepec (Santa Ana) kommt nicht zur Ruhe. Immer wieder stößt er heiße Asche aus.

Der gewaltige Erdrutsch ereignete sich in dem guatemaltekischen Ort Santiago Atitlan, etwa 160 Kilometer östlich der Hauptstadt. Er riss eine ganze Siedlung mit zahlreichen Häusern und Hütten in die Tiefe. In einem verzweifelten Kampf bargen Rettungskräfte 56 Leichen aus den tonnenschweren Schlammmassen. Wie durch ein Wunder zogen sie zwei Geschwister lebend aus den Trümmern.

Am Donnerstag kam vorübergehend ein wenig Hoffnung auf, weil sich in El Salvador nach fünf Tagen Dunkelheit erstmals wieder die Sonne zeigte. «Der Regen hat aufgehört, die Sonne hat sich gezeigt, aber die Gefahr hält an», warnte der Sprecher des Roten Kreuzes in El Salvador Carlos Lopez Mendoza. Die guatemaltekische Regierung bat die USA um die Entsendung von Rettungshubschraubern, um vor allem Tausende von Eingeschlossenen an der Pazifikküste in Sicherheit bringen zu können.

Hunderte Ortschaften in den Katastrophengebieten in den mexikanischen Staaten Veracruz, Chiapas und Oaxaca sowie in Guatemala und El Salvador waren auch am Freitag noch von der Außenwelt abgeschnitten oder kaum zu erreichen. Besonders schwer getroffen wurde die mexikanische Grenzstadt Tapachula: Alle vier Brücken, die das mexikanische Chiapas mit Guatemala verbanden, sind von den reißenden Fluten weggerissen worden.

«Hier war tagelanger sintflutartiger Regen. Es hat so viele Erdrutsche gegeben, dass fast nichts mehr normal ist», schrieb eine Mitarbeiterin der Christoffel-Blindenmission aus Guatemala. «Nirgendwo kann man noch normal fahren, auf den Straßen liegen Bäume, Matsch und Reste von Mauern, Zäunen. Viele Tote hat es in den zusammenbrechenden Häusern gegeben.» Mexikanische Meteorologen gehen davon aus, dass die Regenfälle, die bis nach Zentralmexiko reichen, erst am Sonntag aufhören.

In Deutschland riefen mehrere Hilfsorganisationen am Freitag zu Spenden auf. «Die eigentlichen Probleme beginnen erst, wenn das Wasser abgelaufen ist und die Menschen in ihre zerstörten Häuser und auf ihre verwüsteten Felder zurückkehren. Die Haupternte ist verloren und bis zur nächsten Aussaat vergehen noch mindestens sechs Monate», sagte der Leiter des Regionalbüros Lateinamerika der Diakonie Katastrophenhilfe, Michael Jordan. (Von Franz Smets, dpa)

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