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Panorama: Im falschen Flieger

Von Elke Windisch, Moskau Traumferien waren angesagt. Mit südlicher Sonne und türkisblauem Wasser.

Von Elke Windisch, Moskau

Traumferien waren angesagt. Mit südlicher Sonne und türkisblauem Wasser. In einem Vier-Sterne-Hotel in Strandnähe würden sie wohnen. Ein Ausflug nach Barcelona wartete auf sie. Die 45 Kinder aus Baschkirien freuten sich auf den Flug. Die Reise war von der baschkirischen Unesco-Vertretung angeregt worden; Kinder von Unesco-Mitarbeitern waren in der Reisegruppe. In Moskau nahm sie am Samstag die Leiterin des Reisebüros „Soglasije“, Tatjana Ostapenko, in Empfang. Noch am Abend sollten sie losfliegen – vom Flughafen Domodedowo im Südosten der Hauptstadt. Obwohl ihre Maschine auf dem internationalen Airport Scheremetjewo am anderen Ende der Stadt gerade startklar gemacht wurde und dann ohne die Ferienkinder abhob.

„Ein Versehen“, sagt Ostapenko, dass sie sich nicht erklären könne. Ihre Agentur habe dann nach einem Ersatzflug gesucht, ihre ständigen Partner seien jedoch ausgebucht gewesen. Schließlich hat sie laut Tageszeitung „Kommersant“ über die baschkirische Reiseagentur „Kreks“ „Bschkirskije Avialinii“, die baschkirische Regionallinie, angeheuert, in deren Maschine die Gruppe am Montag an Bord ging. Es sei unklar, meint die „Moscow Time“, inwieweit Linie und Piloten für die Hauruck-Aktion gerüstet waren.

Die oppositionelle „Nesawissimaja gaseta“ berichtet jedoch eine andere Geschichte. Danach sagte Ostapenko, einer der Väter, ein hochrangiger Beamter der baschkirischen Regierung habe den Deal eingefädelt. Für die Agentur sei das weder die beste noch die billigste Lösung gewesen. Die Airline habe für den Charterflug die auf dem russischen Markt für diese Strecke ungewöhnliche Summe von 30 000 US-Dollar verlangt. Ihr sei jedoch keine Wahl geblieben. Die Kinder hätten nach der Panne mit dem falschen Flughafen ihre Eltern angerufen und einen regelrechten Skandal losgetreten. Die Älteren hätten fast alle ein Handy gehabt, bei „Funktionärskindern, mit denen es halt immer Probleme gibt“ (Ostapenko), längst unverzichtbares Statussymbol. Die baschkirische Regierung verlangte wohl deshalb von den Medien, dass der „familiäre Hintergrund der Opfer“ nicht ausgeschlachtet werden solle. Bei mindestens 27 der Opfer habe es sich um „Kinder aus den höchsten Kreisen der Macht“ gehandelt, berichteten der Privatsender NTW und die Zeitung „Kommersant“.

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