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Indonesien: Verzweifelte Lage in Erdbebenregion

Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben auf der indonesischen Hauptinsel Java ist die Lage der Überlebenden verzweifelt. Heftiger Regen und ständige Stromausfälle behinderten am Montag die Rettungsarbeiten.

Bantul, 29. Mai - Die Krankenhäuser blieben hoffnungslos überlastet. Die Zahl der Opfer stieg weiter an. Die Regierung sprach am Montag von mehr als 5.100 Toten, zehntausenden Verletzten und 200.000 Obdachlosen. Sie rief einen dreimonatigen Notstand aus. Aus dem Ausland trafen erste Hilfen ein. Gleichzeitig wuchs die Angst vor einem Ausbruch des nahe der Erdbebenregion gelegenen Vulkans Merapi, der am Montag verstärkt Gas, Asche und Lava spuckte.

Am verzweifeltsten war die Lage im Bezirk Bantul südlich der Stadt Yogyakarta. Allein dort waren nach Angaben der indonesischen Regierung mehr als 3.000 Menschen bei dem Beben der Stärke 6,3 am Samstagmorgen umgekommen. Übermüdete Rettungsteams suchten in den Trümmern weiter nach Überlebenden. Das Hauptkrankenhaus der Stadt Bantul war bei dem Beben eingestürzt; einige Gebiete nach wie vor von jeder Hilfe abgeschnitten. Nach Angaben des EU-Hilfskoordinators Carlos Alfonso sollten so schnell wie möglich Feldlazarette aufgebaut werden.

Zehntausende Menschen bereiteten sich auf eine dritte Nacht unter behelfsmäßigen Plastikplanen im strömenden Regen vor. Nach mehr als 470 Nachbeben trauten sich auch viele der Menschen, deren Häuser unbeschädigt geblieben waren, nicht nach Hause. Die Vereinten Nationen riefen sie auf, in der Nähe ihrer Häuser zu bleiben, um wilde Obdachlosenlager ohne sanitäre Einrichtungen zu vermeiden.

Flughafen wiedereröffnet

Für einen Lichtblick sorgte die Wiedereröffnung des Flughafens von Yokyakarta. Am Sonntagabend gelang es, die beschädigte Landebahn wieder zu flicken; kurz danach landeten die ersten Flugzeuge mit Hilfsgütern an Bord. Unicef, Oxfam, Rotes Kreuz und Ärzte ohne Grenzen nannten als vordringlichste Aufgaben, das Personal in den Krankenhäusern zu verstärken, die katastrophalen sanitären Zustände zu verbessern und für ausreichendes Trinkwasser in der Region zu sorgen. Nach dem Erdbeben waren neun der zwölf Wasserwerke ausgefallen; es droht Seuchengefahr.

Aus aller Welt trafen erste Hilfe und medizinisches Personal ein. Selbst Pakistan, das sich von dem verheerenden Beben im vergangenen Oktober mit mehr als 73.000 Toten selbst noch nicht erholt hat, schickte Zelte, Decken, Nahrung und Medikamente. Die Bundesregierung stellte nach eigenen Angaben bereits am Wochenende 500.000 Euro aus dem Soforthilfefonds bereit. Das Deutsche Rote Kreuz wollte noch am Montag eine Wasseraufbereitungsanlage aus Banda Aceh in das Katastrophengebiet verlegen, die Malteser eine mobile Klinik. Jakarta stellte acht Millionen Dollar als sofortige Nothilfe bereit.

35.000 Gebäude zerstört

Der indonesische Vizepräsident Yusuf Kalla veranschlagte die Kosten für den Wiederaufbau der betroffenen Region auf 107 Millionen US-Dollar (etwa 84 Millionen Euro). Nach seinen Angaben wurden rund 35.000 Gebäude zerstört. Der stellvertretende Koordinator der UN-Hilfe, Bo Asplund, bescheinigte den indonesischen Behörden gute Arbeit. "Sie kämpfen, aber sie schlagen sich wacker", sagte er dem US-Fernsehsender CNN. Er lobte vor allem die enge Zusammenarbeit zwischen den indonesischen Behörden und internationalen Hilfsorganisationen.

Zusätzliche Sorge bereitete nach Asplunds Angaben der mögliche Ausbruch des Vulkans Merapi. Der Vulkan liegt 35 Kilometer nördlich von Yogyakarta und etwa siebzig Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt. Mitte Mai waren zehntausende Anwohner vor einem möglichen Ausbruch in Sicherheit gebracht worden. Inzwischen sind viele von ihnen aber wieder zurückgekehrt. Experten fürchten, das Beben könnte auch einen Einfluss auf den Vulkan haben. Dieser spuckte am Montag Wolken aus heißen Gasen, Asche und Staub aus. Vulkanologen zählten zudem 78 bis zu zweieinhalb Kilometer lange Lavaströme. (AFP)

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