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Italien: Zehn Tote beim Kentern eines Flüchtlingsboots

Bei einem Bootsunglück vor der italienischen Küste sind erneut Flüchtlinge aus Nordafrika ums Leben gekommen. Bislang wurden vier Frauen und sechs Männer tot geborgen. An Bord waren vermutlich über hundert Menschen.

Rom/Madrid - Das Flüchtlingsdrama spielte sich am Samstag vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa ab. 70 der rund hundert Flüchtlinge aus dem voll besetzten Boot konnten gerettet worden, wie die Hafenbehörden von Palermo mitteilten. Vier Frauen und sechs Männer seien jedoch tot geborgen worden. Die Rettungskräfte vermuteten noch weitere Leichname im Meer und setzten die Bergungsarbeiten fort. Italiens Innenminister Giuliano Amato sprach von einer "Tragödie" und verurteilte den dahinter steckenden organisierten Menschenschmuggel als "Verbrechen".

Ursache des Kenterns noch ungeklärt

"Wir setzen die Suche fort, aber wir wissen nicht, ob noch mehr Leichen gefunden werden", sagte ein Sprecher der Hafenbehörden in Palermo. Aufgrund der Berichte von Überlebenden müsse davon ausgegangen werden, dass noch mehr Tote gefunden werden. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa zitierte einen Überlebenden, der sagte, es seien 120 Flüchtlinge an Bord gewesen und somit würden noch 40 vermisst. Nach Angaben der italienischen Behörden handelt es sich um Flüchtlinge aus Nordafrika. Präzisere Angaben über ihre Herkunft lagen zunächst nicht vor.

Ein Schiff der italienischen Marine entdeckte das etwa zehn Meter lange Flüchtlingsboot in den frühen Morgenstunden etwa 15 Kilometer vor der Küste Lampedusas. Nur einige Minuten später sank das Boot aus ungeklärten Gründen; die Besatzung des Marine-Schiffs ließ daraufhin Rettungsboote zu Wasser und nahm 70 Flüchtlinge auf. Mehrere Schiffe der italienischen Küstenwache sowie ein Flugzeug und ein Hubschrauber waren im Einsatz.

"Das ist nicht nur eine Tragödie, sondern ein Verbrechen", erklärte Innenminister Amato. "Wenn es uns nicht gelingt, die Kriminellen zu bestrafen, werden sie weitermachen, und die Tragödien werden sich wiederholen", hieß es in der Erklärung des Ministers.

Lampedusa liegt südlich von Sizilien rund 300 Kilometer von der libyschen Küste entfernt. Immer wieder versuchen illegale Einwanderer von Libyen und Tunesien aus, Sizilien oder Malta zu erreichen; zahlreiche Flüchtlinge kommen dabei ums Leben. Nach Angaben des Innenministeriums in Rom trafen zwischen Januar und Ende Juli dieses Jahres 178 Schiffe mit 10.414 Flüchtlingen an Bord auf Lampedusa ein, während es im selben Zeitraum des Vorjahres 6901 gewesen waren. Allein am Freitag waren nach Angaben der Behörden auf der Inselgruppe nicht weniger als 415 Flüchtlinge gestrandet. (tso/AFP)

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