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Panorama: Kampfhund-Debatte: Wilhelmsburg steht unter Schock - Psychologen betreuen nach dem Tod des sechsjährigen Volcan Schüler und Eltern

Die Schule Buddenstraße im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg steht nach dem Tod des 6-jährigen Volkan unter Schock. Am Dienstag kamen Eltern und Schüler zusammen, um mit Lehrern, Psychologen und Theologen über die Ereignisse vom Vortag zu sprechen, als zwei Kampfhunde den kleinen Mitschüler angefallen und zu Tode gebissen hatten.

Die Schule Buddenstraße im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg steht nach dem Tod des 6-jährigen Volkan unter Schock. Am Dienstag kamen Eltern und Schüler zusammen, um mit Lehrern, Psychologen und Theologen über die Ereignisse vom Vortag zu sprechen, als zwei Kampfhunde den kleinen Mitschüler angefallen und zu Tode gebissen hatten. Viele Kinder sind nach Auskunft von Lehrern traumatisiert, fühlen sich in der Schule nicht mehr sicher, haben in der Nacht kaum geschlafen.

Eine Mutter, deren drei Kinder auf diese Schule gehen, sagt: "Alle meine Kinder haben kein Auge zugetan, ich auch nicht. Sie sind fertig und in ärztlicher Behandlung, weil sie das alles gesehen haben." Die Frau ist erregt, weil an diesem Morgen keine Polizei vor der Schule sieht. "Wir müssen jetzt hier etwas tun," fordert sie. Im Unterricht soll jetzt weiter über das Geschehen gesprochen werden. Für Eltern und Schüler wurden Beraterzimmer eingerichtet. Ein Psychologe: "Wir haben nicht nur ein Opfer, wir haben bei den Kindern hundert Opfer." Wichtig sei, dass den Betroffenen jetzt klar werde, dass die Schule den Angriff auf den Jungen nicht hätte verhindern können, dass es keine gegenseitigen Schuldzuweisungen gibt.

Ein Teil der Kinder will in den nächsten Tagen nicht zur Schule gehen. Am Montagabend waren 700 Wilhelmsburger auf das Schulgelände gekommen, um dort um den Jungen zu trauern. Man hatte sich spontan in der Nachbarschaft und über Telefon verabredet, die Glocke der nahen Kirche hatten geläutet.

In dem Stadtteil, der wegen der hohen Arbeitslosigkeit, Umweltproblemen, aber auch Spannungen zwischen den vielen ethnischen Gruppen stets ein besonderer Brennpunkt im Stadtstaat war, gibt es seit einiger Zeit ein neues Gefühl der Gemeinsamkeit. Die Menschen setzen sich mit wachsendem Erfolg bei der Stadt für ihre Belange ein, werden in der Öffentlichkeit mehr beachtet als zuvor.

Viele Wilhelmsburger legten Blumen an der Stelle nieder, wo noch am Nachmittag das zugedeckte tote Kind gelegen hatte. Angehörige weinten und auch andere hatten Tränen in den Augen. Einige Schüler halten ein Transparent mit der Aufschrift: "Es reicht, verbietet alle Kampfhunde." Die beiden Tiere waren im Stadttel bekannt. "Wir haben häufig reklamiert, dass die Hunde auf unserem Gelände sind," sagt Brigitte Spornagel, die Lehrerin der Vorschulklasse zu einem Reporter. Aber in diesem Stadtteil reagiere ja niemand. Einer der Hunde hatte auch schon früher andere Tiere angefallen.

Karsten Plog

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