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Kinderschänder: "Zu lebenslanger Therapie zwingen"

Kinderschänder brauchen aus Expertensicht lebenslang Sexualtherapien und müssen dazu notfalls gezwungen werden. Im zweiten Schritt müsse gemeinsam ein Notfallplan entwickelt werden.

Leipzig - "Es ist schon für "Normale" schwer, über Sexualität zu sprechen. "Über seine abnormen sexuellen Vorlieben spricht niemand freiwillig", so der Sexualtherapeut und Rechtspsychologe Andreas Rose. Sexualstraftätern fehle die Einsicht zum Therapiebedarf. "Verstöße gegen auferlegte Therapien müssten während der Haft und erst recht nach der Entlassung hart sanktioniert werden können, zum Beispiel durch eine Art Beugehaft." Die Aussetzung der Reststrafe auf Bewährung könne bei guter Annahme der Therapie dagegen motivieren.

"Pädophilie ist mit einer Sucht zu vergleichen: Die Akzeptanz krank zu sein, ist praktisch nicht vorhanden", sagte der Sachverständige für Sexualpsychologie. Häufig gehe die gestörte sexuelle Präferenz mit Beziehungsstörungen einher. "Dadurch kommt es zu aggressiven sexuellen Übergriffen und ständigen Vergewaltigungsfantasien." Mit Psychopharmaka könnten die Fantasien eingedämmt werden. Häufig seien zusätzlich triebdämpfende Medikamente nötig, damit eine Psychotherapie begonnen werden kann.

Beim Täter Emotionen wecken

Erstes Ziel sei es dann, beim Täter Verständnis und Gefühl für das Leid des Opfers zu entwickeln, sagte der Leiter des Nürnberger Instituts für Verhaltenstherapie, Verhaltensmedizin und Sexuologie (IVS). Oft seien Triebtäter nicht in der Lage, den Missbrauch als schmerzhaft und grausam zu erkennen. "Viele sind nach der Tat dann selbst über ihr Handeln erschrocken."

"Ein Pädophiler, der sich den ganzen Tag im Schwimmbad rumtreibt, ist wie ein Drogensüchtiger, der sich immer am Bahnhof aufhält: Er bereitet zwangsläufig die nächste Straftat vor", sagte der Gerichtsgutachter. "Jetzt müssen beim Patienten die Alarmglocken angehen und er muss sich in der Not auf eine Vertrauensperson und feste Verhaltensregeln verlassen können." Doch gebe es viel zu wenig Sexualtherapeuten, kritisierte Rose. (tso/dpa)

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