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"Kindeswohl"-Ausschuss: "Kevin könnte noch leben"

Der grausame Tod des kleinen Kevin aus Bremen hätte verhindert werden können, wenn nicht zu viele individuelle Fehler begangen worden wären. Zu diesem Ergebnis kommt der Untersuchungsausschuss, der heute seinen Abschlussbericht vorstellte.

Bremen - Falsche Strukturen in den zuständigen Behörden seien für das tragische Schicksal des kleinen Kevin mitverantwortlich. "Kevin könnte noch leben, wenn man gehandelt hätte", sagte der Vorsitzende des Gremiums, Helmut Pflugradt (CDU). "Den Ausschussmitgliedern ist bewusst gewesen, dass das Kind unvorstellbare Qualen erlitten hat. Kevin hatte 25 Knochenbrüche an 19 verschiedenen Stellen."

Der zwei Jahre alte Kevin, der unter Vormundschaft des Jugendamtes stand, war am 10. Oktober vergangenen Jahres tot im Kühlschrank seines drogensüchtigen Ziehvaters entdeckt worden. Gegen den Mann erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Mordes. Er sitzt zur Zeit in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung eines Bremer Klinikums.

Dem so genannten Casemanager, dem für Kevin zuständigen Sozialarbeiter, seien schwerwiegende Fehler unterlaufen, sagte Pflugradt. Er habe während der gesamten Zeit notwendige Maßnahmen nicht ergriffen oder umgesetzt, die dem Wohle des Kindes gedient hätten. Gegen den Sozialarbeiter und den Amtsvormund laufen strafrechtliche Ermittlungsverfahren wegen Vernachlässigung der Fürsorgepflicht.

Mängel im Sozialamt

Ebenso gab es nach Auffassung der Ausschussmitglieder schwere strukturelle Mängel im zuständigen Amt für Soziale Dienste der Hansestadt. So sei in vielen Fällen zum Beispiel die Aktenführung mangelhaft gewesen. Vorgesetzte des zuständigen Sozialarbeiters hätten die Akten nicht gelesen. "Fehlende Finanzen waren nicht ausschlaggebend für den Tod Kevins. Es hat zahlreiche Angebote gegeben, die vom Ziehvater nicht angenommen wurden. Es ist Geld bereitgestellt worden", sagte Pflugradt.

Die Tragödie hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Nach Bekanntwerden von Kevins Tod waren bereits früh massive Vorwürfe gegen die Bremer Sozialbehörde laut geworden. Unterschiedliche Stellen in der Behörde waren über das Schicksal des kleinen Jungen informiert gewesen. Am Tag nach dem schrecklichen Leichenfund war die damalige Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD) zurückgetreten.

Schon wenige Wochen später lagen eine Vielzahl erschreckender Fakten auf dem Tisch. Kevin wurde misshandelt. Im Obduktionsbericht wurden die Qualen des Jungen deutlich, er hatte zahlreiche Knochenbrüche. Das Kind einer HIV-infizierten, drogensüchtigen Mutter litt an Mangelerscheinungen. (tso/AFP)

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