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Panorama: Königliche Hoheit Nr. 61072

Eine britische Forscherin will die Leiche von Nofretete gefunden haben – ihre Kollegen sind skeptisch

Ihr Name bedeutet „Die Schönheit ist gekommen". Nun glaubt die britische Archäologin Dr. Joann Fletcher, dass sie die Mumie der ebenso anmutigen wie mächtigen Königin identifiziert hat.

Das teilte der US-Fernsehkanal Discovery Chanel mit, der die Expedition finanziert hatte und einen zweistündigen Dokumentarfilm darüber senden will (18. August, 6 Uhr morgens MESZ).

Die Ankündigung hat großes Aufsehen erregt, stößt aber bei Wissenschaftlern auf erhebliche Skepsis (siehe unten).

Joann Fletcher, Wissenschaftlerin von der Universität York, untersuchte drei Mumien, die in einem Grab im Tal der Könige bei Luxor ruhten. Eine von ihnen, die mit der Katalognummer „61072“, soll wegen ihrer Ähnlichkeit sowie anderer Indizien Nofretete sein. Die Grabkammer war zwar schon 1898 entdeckt worden, aber die Mumien galten damals als unbedeutend. Fletcher öffnete letztes Jahr wieder die Kammer und fand darin eine Perücke, die von Frauen der königlichen Familie in der Herrschaft von König Amenophis IV. getragen wurde. Nofretete war die Gemahlin des Königs, der bei seiner Thronbesteigung (1351 v. Chr.) den Namen Echnaton wählte.

Eleganter „Schwanenhals“

Bei einer ersten Untersuchung der zwei toten Frauen und eines Knaben fiel Fletcher der elegante „Schwanenhals" bei einer Mumie auf, der sie sofort an Nofretetes Büste erinnerte, die im Ägyptischen Museum in Berlin steht. Die Archäologin fand weitere Indizien, aus denen sie eine „starke Möglichkeit" schließt, dass sie das Grab der Königin entdeckt hat. Der Schädel der Mumie hatte den Eindruck eines Stirnbandes, wie es die Königin getragen hatte, und in den Ohren waren jeweils zwei Löcher für Ohrringe. Doppelte Ohrringe waren nur wenigen königlichen Frauen vorbehalten. Im Februar wurde auch der abgerissene Arm der Mumie gefunden. Er war im Stil der ägyptischen Herrscher gebogen. Nofretete stand diese Ehre zu, da sie von ihrem Mann als Mit-Pharao eingesetzt wurde. Auch die Entstellung des Gesichtes der Mumie durch Schläge deutet für Joann Fletcher darauf hin, dass es sich um Nofretete handelt. Es könnte die Rache dafür sein, dass sie und ihr Mann sich von der alten Religion abwandten und ihr Volk dazu zwangen, den alleinigen Gott Aton zu verehren. Nach Tut Anch Amuns Thronbesteigung (1333 v. Chr.) wurde das Andenken an Echnaton und Nofretete systematisch ausgelöscht.

Das Grab der Königin, die vermutlich 1338 v. Chr. starb, wurde nie gefunden. Ihre berühmte Büste wurde 1912 entdeckt.

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