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Panorama: Konjunktur an der Partnerbörse

Ledig, reich, sucht – die Branche boomt in den USA und konzentriert sich auf erfolgreiche Frauen.

Reich, schön, erfolgreich. Und allein. Ausgerechnet diejenigen, die alle Welt beneidet, haben es angeblich besonders schwer in Sachen Liebe. Das jedenfalls behauptet Paula Froelich, die jahrelang für die Klatschseite der „New York Post“ schrieb, und es darum wissen sollte. „Wo sollen wohlhabende, erfolgreiche Frauen einen potenziellen Partner finden? Das Fitness-Center oder der Arbeitsplatz sind oft keine Option. Deshalb wenden sich viele inzwischen an professionelle Heiratsvermittler“, schreibt die Kolumnistin. Die Branche hat diese Frauen jetzt als Zielgruppe entdeckt.

Für erfolgreiche, bekannte Frauen ist es nicht nur deshalb schwer, Männer kennenzulernen, weil sie ständig von einem Heer von Paparazzi umgeben sind. Ihr Erfolg kann Männer einschüchtern. Amy Andersen, Vermittlerin bei der kalifornischen Agentur „LinxDating“, rät ihren Klientinnen deshalb, „ihre feminine Seite auszuspielen und bei der ersten Verabredung lieber über neutrale Themen zu sprechen“, also über alles, was nicht zu sehr nach Erfolg oder Geld klingt. Mit dieser Einschätzung ist sie nicht allein. Auch Amber Kelleher-Andrews, die eine der prominentesten Partnerschaftsbörsen in den USA leitet, sagt: „Erfolg im Beruf ist nicht unbedingt gut für Romantik – Männer wollen Frauen, die attraktiv sind, mit denen man Spaß haben kann, die sich selbst nicht zu ernst nehmen, und keine Frauen, mit denen sie konkurrieren müssen.“

Klingt altmodisch? Ist es auch. Und passt damit perfekt ins Konzept. Ehevermittlung ist schließlich nicht gerade eine neue Idee. Im osteuropäischen Judentum spielten beispielsweise die sogenannten Schadchen, sprich Heiratsvermittler, eine große Rolle. Es waren oft ältere Frauen, die aufgrund ihrer Erfahrungen von Heiratswilligen und deren Familien um Rat gefragt wurden.

Die Branche boomt in den USA und schreibt selbst in Zeiten der Rezession schwarze Zahlen. Manche führen den Erfolg sogar auf die schwierige wirtschaftliche Lage zurück. Professionelle Agenturen, die sich auf die Reichen und Schönen unter den Singles konzentriert haben, sind besonders erfolgreich. Die Ehevermittler verlassen sich dabei nicht auf moderne, computergesteuerte Algorithmen, auf die viele Online-Datingagenturen inzwischen zurückgreifen, sondern ganz wie früher auf menschliche Intuition. Und natürlich auf ihre außergewöhnlichen Kunden. Die werden vorher auf das Genaueste überprüft: Aussehen, Karriere und Lebensstil potenzieller Bewerber müssen stimmen, bevor die Ehevermittler Klienten überhaupt in ihre Datenbanken aufnehmen. Da darf es auch nicht am nötigen Kleingeld fehlen. Schon für eine einfache Mitgliedschaft bezahlt man bei „Kelleher“ rund 10 000 Dollar. Das Elite-Programm, in das pro Jahr nur zehn neue Kunden aufgenommen werden, ist noch kostspieliger: Ab 150 000 Dollar aufwärts kostet die Suche nach der Luxus-Liebe.

Solche Summen sind für die meisten wohl unbezahlbar. Deshalb konzentrieren sich viele der Agenturen inzwischen auf Silicon Valley. In der Technologiebranche sind es den Erfahrungen zufolge aber vor allem alleinstehende Männer, die bereit sind, exorbitante Summen zu bezahlen, um die Eine zu finden. Denn Silicon Valley hat viele der „Nerds“ zwar reich und erfolgreich gemacht – aber nicht unbedingt beim anderen Geschlecht. Denn obwohl die Agenturen diese Klienten als umgänglich beschreiben, wird schnell klar, dass manchen von ihnen nicht einfach nur die Zeit fehlt, um die richtige Frau kennenzulernen. Viele der Männer im Silicon Valley sind im Umgang mit dem Computer einfach sicherer als im Umgang mit Frauen.

Emily Katzenstein

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