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Kriminalität: Haftstrafe für Lidl-Erpresser

Ein Erpresser des Lebensmittelkonzerns Lidl ist vom Landgericht Heilbronn zu vier Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Der Mann hatte in verschiedenen Filialen Lebensmittel manipuliert.

Heilbronn - Das Gericht sah es am Mittwoch als erwiesen an, dass der geständige Angeklagte im Juni dieses Jahres 1,2 Millionen Euro von dem Neckarsulmer Discounter gefordert hatte. Der 57-Jährige hatte in verschiedenen Filialen Lebensmittel manipuliert. Unter anderem mischte er Salz in Frischkäse und spritzte Brennspiritus in Wurst und Rotkohl. Menschen kamen nicht zu Schaden.

Die Staatsanwaltschaft hatte fünf Jahre Haft gefordert, die Verteidigung höchstens vier Jahre. Der Angeklagte gab vor Gericht zu, unter dem Decknamen Pepe mehrere Schreiben und E-Mails aus dem In- und Ausland an Lidl geschickt zu haben. Als Motiv nannte er finanzielle Probleme.

«Ich wollte jedoch niemals jemanden verletzten. Die Manipulationen waren so offensichtlich, dass jeder Kunde sie sehen konnte», sagte der studierte Bauingenieur. Die Geldübergabe hatte er generalstabsmäßig geplant. Eine Lidl-Mitarbeiterin hätte über Stuttgart, Frankfurt und Nürnberg nach Zürich fliegen und dort per Walkie-Talkie Anweisungen erhalten sollen. Auf die Spur des Täters waren die Ermittler durch die Überwachungskamera in einem Nürnberger Internet-Café gekommen. Noch vor der Geldübergabe wurde er festgenommen.

Der Angeklagte war bereits 1985 vom Landgericht Nürnberg/Fürth wegen zehn Banküberfällen zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Schon damals sei er wegen des Konkurses seiner Firma in Geldnot gewesen, hieß es in dem Urteil. Während seiner knapp neuneinhalbjährigen Haftzeit schloss er ein Wirtschaftsstudium ab; anschließend arbeitete er sich schnell zum Geschäftsführer einer Software-Firma hoch.

Anfang dieses Jahres gab er seinen hoch dotierten Arbeitsplatz auf, da er sich gemobbt fühlte. Nach eigenen Angaben hatte er die Aussicht, Geschäftsführer des Flughafens Sylt zu werden. Als er diese Stelle nicht bekommen habe, sei für ihn der Boden unter den Füßen zusammengebrochen. Da sei er auf die Idee gekommen, Lidl zu erpressen. (tso/dpa)

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