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Gerüchte und Verschwörungstheorien um Irans Präsidenten Ahmadinedschad: Hat er die Mutter des gestorbenen Chavez "unsittlich" berührt?

© AFP

Kritik im Iran wegen Foto mit Chavez' Mutter: Ahmadinedschad in Erklärungsnot

Ein Foto des iranischen Präsidenten, auf dem er die Hände der Mutter des gestorbenen Hugo Chavez hält, sorgt für Trubel im Iran. Schließlich sind Berührungen zwischen nicht-verwandten Männern und Frauen nach orthodoxer islamischer Lehre verboten.

Zehntausende feixen über Twitter, Irans ultraorthodoxe Mullahs schäumen. Seit Tagen hält ein Foto den Iran in Aufruhr, welches in jedem anderen Land der Erde als ganz normale menschliche Geste durchgegangen wäre. Links die Mutter des an Krebs gestorbenen Hugo Chavez, rechts der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Sie umklammert seine Hände. Ahmadinedschad weint und tröstet die trauernde Frau, entsetzt beobachtet von seinem Vize Reza Mirtaj Aldini, den sein schwarzer Turban als direkten Nachfahren des Propheten Mohammed ausweist.

„Haram“ – verboten – tönt es seitdem aus den Gelehrtenstuben iranischer Ayatollahs. Denn nach orthodoxer Lehre sind Berührungen zwischen Mann und Frau nur erlaubt, wenn beide verwandt oder verheiratet sind. Ein Mann dürfe eine fremde Frau nur anfassen, wenn diese dabei sei zu ertrinken oder dringende medizinische Hilfe brauche, polterte Hossein Ibrahimi, Mitglied der Gesellschaft wehrhafter Kleriker. Im gleichen Atemzug forderte er den Wächterrat auf, alle Kandidaten für die kommende Präsidentenwahl im Juni genauestens zu prüfen. Denn sonst könnte jemand kommen, „der sich in der Religion nicht auskennt, Verbotenes für erlaubt erklärt und Erlaubtes für verboten“.

Seitdem schießen Gerüchte, Verdächtigungen und Verschwörungstheorien ins Kraut – begleitet von hämischem Gelächter aus den Twitter- und Facebook-Rängen. Zunächst ließ Ahmadinedschad durch einen Mitarbeiter erklären, das Bild sei ein Produkt von Photoshop. Dann ließ er über sein Hausblatt Shabakeye Iran lancieren, er habe gerade seine Hände gefaltet und wollte sie nach oben strecken, wie das Menschen in Asien zur Begrüßung tun, als Mutter Chavez sie plötzlich blind vor Tränen umklammert habe. Einen Tag später ließen seine politischen Anhänger im Internet plötzlich das angebliche Originalfoto kursieren, was Ahmadinedschad in ähnlicher Geste mit einem älteren Mann zeigt - im iranischen Cyberspace rasch enttarnt als ein umfrisiertes Bild von Ägyptens Friedensnobelpreisträger Mohammed El Baradei im Gespräch mit dem iranischen Parlamentspräsidenten Ali Laridjani, seit Jahren ein Intimfeind des im Juni scheidenden Präsidenten.

Ahmadinedschads Vize Reza Mirtaj Aldini jedenfalls hatte letzten Freitag in Caracas das religiös-politische Unheil sofort kommen sehen. Vertraut mit islamistischer Wortklauberei, versuchte er zunächst, seinen Chef von Mutter Chavez wegzuziehen. Dann bezeichnete er das Foto als „eindeutige  Fälschung“. Und wieder daheim erklärte er schließlich, er habe die alte Frau unter Tränen sagen gehört, Ahmadinedschad sei wie ihr eigener Sohn – also doch irgendwie verwandt und alles „halal“ – islamisch erlaubt.

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