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Der "Africa for Norway"-Chor wirbt für Spenden. Heizkörper sollen ins kalte Norwegen geschickt werden. Eine Satire - aber mit ernster Botschaft.

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Kurz vor Weihnachten: "Heizkörper für Norwegen" - Charity-Video will Afrikas Image hinterfragen

In einem Parodievideo wird im Stile des berühmten "We are the World"-Songs in Afrika zu Spenden für frierende Norweger aufgerufen. Das ist zynisch, doch die Macher haben eine entwicklungspolitische Botschaft.

"In Norwegen frieren Kinder", sagt ein Mann mit dunkler Hautfarbe und dunkler Sonnenbrille vor dem Hintergrund eines sonnigen Strandes. Seine Mine ist ernst. "Ich glaube, viele Menschen wissen gar nicht, wie die Situation dort drüben ist." Klaviermusik setzt ein. Im Chor singen Männer und Frauen aus nicht näher spezifizierten Ländern Afrikas: "Das Blatt hat sich gewendet. Diesmal heißt es "Afrika für Norwegen!" Die Kamera zeigt frierende Norweger, Berge von Schnee und Afrikaner, die ihre Heizkörper einsammeln, um sie nach Norwegen zu schicken. Das Satirevideo geht zurzeit um die Welt. Es stammt aus Norwegen und soll eine entwicklungspolitische Botschaft vermitteln.

In der frühen Vorweihnachtszeit fällt die Parodie zwischen den vielen echten Charity-Songs und Videos kaum auf. Mit Bildern von hungernden Menschen in Afrika und traurigen Kinderaugen wird auf Plakaten, im Fernsehen und auch im Internet um Spenden geworben. Prominentestes Beispiel dieser Art von Spendenaufruf ist wohl das Lied "We are the World", bei dem Stars von Lionel Richie, Michael Jackson über Paul Simon bis Tina Turner unter dem Namen "USA for Africa" auf das Leid in Afrika aufmerksam machen wollten. Seit Jahren gibt es immer wieder neue Versionen mit neuen Stars. Es scheint, als würde es dort drüben nie besser werden. Mit "Africa for Norway" wird der Spies nun umgedreht, denn die Macher befürchten, dass sich ein gefährliches und falsches Bild über Afrika und seine Menschen in den Köpfen der Menschen verfestigt hat.

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Das Parodievideo stammt von Studenten und Akademikern des internationalen Hilfsfonds in Norwegen. Auf ihrer Website erklären sie ihre Beweggründe: "Man stelle sich nur vor, jeder in Afrika würde nur unser Video kennen und hätte sonst keine andere Information. Was würden die wohl über Norwegen denken?", fragen die Studenten auf ihrer Internetpräsenz, die ebenfalls sehr stark im Stile der "Live-Aid"-Hilfsaktion aufgebaut ist und entsprechend "Radi-Aid", also Heizkörperhilfe heißt.

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Laut Eigenauskunft wollen sie mit dem Video das eigene Bild der Zuschauer von Afrika hinterfragen: "Wenn Sie an Afrika denken, woran denken sie? Armut? Hunger? AIDS?" Das sei kein Wunder, denn genau das würde in den meisten Spendenkampagnen ausschließlich vermittelt. Es erzeuge aber auch den Eindruck, in Afrika gehe nichts voran, so dass viele Leute resigniert aufgäben. "Wir müssen den vereinfachten Blick auf Probleme in Afrika verändern. Wir sollten die komplexen Zusammenhänge kennen und uns fragen, welchen schlechten Einfluss westliche Länder auf die Entwicklung Afrikas haben", heißt es weiter. Spendenaufrufe sollten nicht zu sehr auf Klischees basieren.

Ob die Studenten mit ihrem Appell Erfolg haben, muss sich noch zeigen. Ein origineller Weihnachtssong für die kommende Adventszeit ist es aber. "Spenden wir Wärme und ein Lächeln", singen sie im Video. Das kommt eigentlich immer gut. Nicht nur in Norwegen.

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