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Lateinamerika: Naturvölkern droht Ausrottung

Die kleinen Indiovölker in Brasilien, Peru und Paraguay sind in ihrer Existenz bedroht. Sie werden oft Opfer von brutaler Gewalt und Vertreibung

Holzfäller, Viehzüchter, Ölfirmen, Siedler, Wilderer und Goldgräber seien eine Gefahr für diese Völker, berichtete der Sprecher der Menschenrechtsorganisation Survival International, Raphael Göbel. Die rund 100 Naturvölker weltweit, die keinen Kontakt zur Außenwelt pflegten, seien am meisten gefährdet. Die Organisation fordert ausgewiesene Schutzgebiete für diese Indios.

Zu den bedrohten Naturvölkern zählen die Awá und die Rio Padro-Indos in Brasilien, die Napo-Tigre und Envia River-Indios in Peru und das Volk der Ayoreo-Totobiegosode in Paraguay, sagte die Hilfsorganisation. Die Naturvölker mit weniger als 100 Mitgliedern, die sich zumeist als Halbnomaden von der Natur ernähren, meiden den Kontakt zu anderen Menschen nicht nur aus Überzeugung. Diese Begegnungen können für sie tödlich enden, da ihr Immunsystem keine Abwehrstoffe gegen Krankheiten wie Windpocken, Masern oder Grippe hat. 1996 starb im Amazonasgebiet die Hälfte eines Indiostammes nach dem Kontakt mit Holzfällern, die in ihrem Gebiet illegal Mahagonibäume gerodet hatten.

Indiovölker würden auch oft Opfer brutaler Gewalt, sagte Göpel. Ihre Gebietsgrenzen, die sie häufig durch gekreuzte Speere markieren, würden nicht respektiert. Holzfäller und Farmer würden mit Waffen in den Urwald vordringen und Indios gezielt erschießen, wie aus dem jüngsten Bericht von Survival International hervorgeht. Durch Vertreibung hinderten sie Naturvölker bewusst daran, Feldfrüchte anzubauen. Brasiliens Regierung sträube sich zwar nicht dagegen, den Indios ihre Gebiete zuzusprechen. Gleichzeitig sei sie aber auch nicht in der Lage oder gewillt, diese Übergriffe zu stoppen.

Außerdem bedrohten Ölfirmen die Existenz der Naturvölker. Sie ließen trotz lokaler Proteste Probebohrungen auf Indiogebieten durchführen. In Paraguay walzten Farmer mit Planierraupen Indioland platt, um darauf Rinder zu züchten. Die Entscheidung des Umweltministeriums, den Reisbauern den Anbau auf Indioland zu verbieten, hielt jedoch nicht lange. Ein Gericht entschied, dass die Bulldozer wieder rollen dürfen.

Seit 40 Jahren engagiert sich Survival International in der Öffentlichkeit für die Rechte von Naturvölkern. Seit 2005 ist die Organisation auch in Deutschland tätig. Als größten Erfolg der vergangenen Jahre wertet Sprecher Göpel die Rechte für Buschleute im afrikanischen Botsuana, die 2006 von Menschenrechtsorganisationen durchgesetzt wurden. (aku/dpa)

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