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Loveparade-Unglück: Kraft legt Duisburgs OB Rücktritt nahe

NRW-Ministerpräsidentin Kraft hält den Duisburger Oberbürgermeister Sauerland nach der Massenpanik auf der Loveparade für politisch nicht mehr tragbar. Den so Gescholtenen lässt das allerdings kalt.

Nach der Massenpanik bei der Duisburger Loveparade mit 21 Toten wächst der Druck auf Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU). Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) Sauerland indirekt den Rücktritt nahe. „Der Duisburger Oberbürgermeister und die Verantwortlichen in der Stadtspitze werden sich letztendlich der politischen Verantwortung stellen müssen“, sagte Kraft.

Sauerland wies die Verantwortung für die Katastrophe weiter von sich. Er wolle aus „Pflichtbewusstsein“ nicht zurücktreten, sondern dabei helfen, das Loveparade-Desaster aufzuklären. Kraft sagte, sie habe den Eindruck, dass Sauerland glaube, er würde Schuld eingestehen, wenn er die politische Verantwortung übernähme. „Diesen Zusammenhang gibt es aber nicht“, sagte die Regierungschefin.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) sieht viel Verantwortung für das Loveparade-Unglück in Duisburg beim Veranstalter. Jäger stellte am Mittwoch einen vorläufigen Bericht der Duisburger Polizei zum Loveparade-Unglück vor, bei dem 21 Menschen starben und mehr als 500 verletzt wurden.

Der Veranstalter Rainer Schaller mit seiner Firma Lopavent habe die Vorgaben seines Sicherheitskonzeptes nicht eingehalten, sagte Jäger in Düsseldorf. Die bei der Loveparade eingesetzten Polizeibeamten seien ausschließlich für den nicht abgesperrten Bereich außerhalb des Festgeländes zuständig gewesen. Erst als die Situation „außer Kontrolle“ geraten sei, habe der Veranstalter der Loveparade die Polizei in Duisburg um Hilfe gebeten.

Der Polizei-Inspekteur des Landes, Dieter Wehe, sagte, die Zahl der Ordner im Eingangs- und Rampenbereich habe „nicht ausgereicht“. Es sei zum aktuellen Zeitpunkt unklar, ob die vom Veranstalter zugesagte Zahl der privaten Sicherheitskräfte eingehalten wurde. Die Polizei selbst sei mit 4000 Beamten vor Ort gewesen.

Das Konzept des Veranstalters Lopavent habe vorgesehen, dass mögliche Rückstaus im Eingangsbereich durch ein Schließen der Eingangsschleusen sowie Ordner, die mögliche Menschenmengen im Eingangsbereich weiterführen sollten, verhindert werden. Dies sei „wahrnehmbar nicht erfüllt“ worden, sagte Wehe. Um 15.30 Uhr habe der Veranstalter die Polizei um Hilfe gebeten.

Es sei eine Ordnerkette gebildet worden, gleichzeitig habe es die Anweisung gegeben, den Zulauf auf das Gelände durch Schließen der Eingangsschleusen zu stoppen. Diese Anweisung sei nicht umgesetzt worden. Um 17.02 seien die ersten Opfer auf der Eingangsrampe gemeldet worden.

Jäger kritisierte auch die Stadt Duisburg als zuständige Genehmigungsbehörde. Die Zusammenarbeit zwischen den verantwortlichen Behörden und der Polizei „stelle ich mir anders vor“, sagte Jäger. „Ich selbst bin Duisburger.“ Er habe die schlimmen Erlebnisse mit Freunden und Bekannten miterlebt. Er fühle mit den Angehörigen und Freunden der Opfer. Zugleich finde er es „unerträglich“, wenn Verantwortung von Seiten der Stadt oder des Veranstalters abgeschoben werde.

In der Nacht zu Mittwoch war eine 25-jährige Besucherin der Loveparade an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben. Das teilte der Duisburger Staatsanwalt Rolf Haverkamp mit. Damit steigt die Zahl der Toten nach der Massenpanik auf dem Technofest vom Samstag auf 21. Die junge Frau kam den Angaben zufolge aus Heiligenhaus bei Essen.

NRW-Ministerpräsidentin Kraft präzisierte ihr künftiges Vorgehen bei künftigen Großveranstaltungen. „Wir werden den Städten intensive Beratung und Unterstützung in Sicherheitsfragen geben müssen, die wenig Erfahrungen mit sehr großen Veranstaltungen haben.“ Um bundeseinheitliche Regeln zu gewährleisten, werde die Landesregierung ein neues Sicherheitskonzept in die Innenministerkonferenz einbringen. (sf/ddp)

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