zum Hauptinhalt
Madeira

© dpa

Madeira: Erst kam der Regen, dann der Sturm

Sturzflutartige Regenfälle und Sturm hatten binnen Stunden zu chaotischen Zuständen auf Madeira geführt. Straßen verwandelten sich in gefährliche Flüsse, rissen Bäumen, Fahrzeuge, Verkehrsschilder, Steine und Schlamm mit. Inzwischen sind die Rettungsarbeiten angelaufen – doch das Wetter bleibt unberechenbar.

Es war, als würde der Insel der Boden weggerissen. Menschen und Autos verschwanden in rasenden Schlammlawinen, Brücken und Gebäude stürzten ein. Das portugiesische Urlaubsparadies Madeira im Atlantik ist am Wochenende von einem schweren Unwetter verwüstet worden. Mindestens 42 Personen wurden nach einer ersten Bilanz der Behörden getötet, 70 und mehr verletzt. Etliche Bewohner der Urlaubsinsel, die etwa 1000 Kilometer südwestlich Portugals und rund 500 Kilometer westlich der afrikanischen Küste liegt, wurden am Sonntag noch vermisst. Die Zahl der Toten könnte also noch steigen. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir weitere Leichen finden,“ sagte am Sonntag der Bürgermeister der Inselhauptstadt Funchal. Es handelt sich nach Angaben der örtlichen Medien um die schlimmste Katastrophe in den letzten hundert Jahren auf Madeira. Mehr als 250 Personen seien vorerst ohne Obdach.

Der Reporter des TV-Senders „SIC“ berichtete, er habe gesehen, wie Kinder auf Dächern von Autos verzweifelt um Hilfe geschrien hätten. Menschen seien in Pyjamas und Morgenmänteln aus ihren Häusern geflohen und auf Bäume geklettert.

Sturzflutartige Regenfälle und Sturm hatten binnen Stunden zu chaotischen Zuständen in der Inselhauptstadt Funchal geführt. Straßen verwandelten sich in gefährliche Flüsse, rissen Bäumen, Fahrzeuge, Verkehrsschilder, Steine und Schlamm mit. Sogar ein Feuerwehrauto trieb in den Fluten. Vielerorts mussten die Retter mit Booten ausrücken, um Bewohner in Sicherheit zu bringen. Die Untergeschosse von hunderten Häusern und Geschäftslokalen wurden überflutet.

Der internationale Flughafen nahe der Stadt Funchal, in der etwa 100 000 Menschen leben, musste vorübergehend geschlossen werden. Auch Strom- und Telefonnetz brachen zeitweise zusammen. Dutzende Straßen auf der Insel mit insgesamt etwa 260 000 Einwohnern waren unpassierbar, etliche Ortschaften nach Erdrutschen von der Außenwelt abgeschnitten. Das Jahrhundertunwetter richtete Millionenschäden an. Die Behörden riefen die Inselbewohner auf, in ihren Häusern zu bleiben.

Portugals sozialistischer Regierungschef Jose Socrates, der sich persönlich ein Bild von der Unwetterkatastrophe auf Madeira machte, zeigte sich „zutiefst bestürzt“ über das Ausmaß der Tragödie und die Verwüstungen. Er schickte weitere Rettungsmannschaften auf die Insel, versprach finanzielle Unterstützung bei der Schadensbeseitigung. Socrates bemühte sich, die Urlaubsbranche zu beruhigen, und versicherte: „Die Situation ist unter Kontrolle.“

Lissabon schickte die Fregatte „Corte-Real“ und ein Transportflugzeug vom Typ Herkules C-130 auf die Ferieninsel. Am Sonntag brachen weitere Rettungskräfte der Gendarmerie und der Feuerwehr vom Festland auf. Die Rettungsarbeiten werden allerdings von Sturmböen mit Geschwindigkeiten von mehr als hundert Stundenkilometern erschwert. „Das Meer ist ganz braun, die Wellen schlagen enorm hoch“, sagte Augenzeugin Margarida Freitas Vieira der Nachrichtenagentur Lusa. Die Europäische Kommission sagte ebenfalls Hilfe zu. Der Kommissionspräsident, der Portugiese Jose Manuel Barroso, kündigte an, dass die EU die zum Unionsgebiet gehörende Insel in dieser „schrecklichen Katastrophe“ nicht allein lassen werde. Portugals Staatspräsident Anibal Cavaco Silva sagte: „Madeira benötigt nun unsere ganze Solidarität.“

Zur bergigen Inselgruppe Madeira zählen noch das ebenfalls bewohnte kleine Eiland Porto Santo und weitere unbewohnte Inseln.mit AFP/dpa 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false