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Michael Schumacher: Comeback der anderen Art

Im Londoner Wembley-Stadion startet Ex-Weltmeister Michael Schumacher beim "Race of Champions".

Von Markus Hesselmann

Der Rekordweltmeister kommt ein bisschen zu spät zur Vorstellung der Fahrer. Im Rennoverall – nicht im jahrelang gewohnten Ferrari-Rot, sondern im Weiß-Blau seines Sponsors – läuft Michael Schumacher zu seinem Platz zwischen den Kollegen. Ein paar Minuten war der Stuhl leer geblieben, während die Vorstellung schon lief. Hat er wieder ein Taxi genommen? „Ich bin tatsächlich mit dem Taxi gekommen“, sagt Schumacher. Doch der Zeitverzug hat diesmal nichts mit einem langsamen Chauffeur zu tun, sondern mit einem schlichten Missverständnis über den genauen Beginn des Trainingstages vor dem „Race of Champions“ am heutigen Sonntag im Londoner Wembleystadion.

Das war vor kurzem noch anders: „Rutsch rüber“, hatte er zu einem Taxifahrer gesagt, der ihn unter Terminstress zum Flugplatz nach Coburg bringen sollte und ihm dabei wohl etwas zu langsam fuhr. Der Chauffeur war begeistert, auf einmal von einem echten Champion kutschiert zu werden. Doch beiden droht nun ein Verfahren. Nach einem Bericht der „Neuen Presse Coburg“ ermittelt das Ordnungsamt wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Personenbeförderungsgesetz. Die mediale Aufmerksamkeit für den Vorfall irritiert Schumacher: „Das ist ein typischer Fall, wie aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird“, sagte er gestern in London.

Das „Race of Champions“ hat inzwischen schon Tradition. Spielerisch soll es ermitteln, wer denn nun wirklich der beste Fahrer aller Klassen ist. Es bringt dazu Stars der Formel 1, der Rallye-WM oder der amerikanischen Nascar-Serie zusammen. Hier sind sie alle gleich: In identisch ausgestatteten Autos fahren sie gegeneinander, leicht versetzt, damit sie sich auf dem engen Stadionkurs nicht gefährlich in die Quere kommen.

In diesem Jahr geschieht das erstmals in Wembley. Die heilige Stätte des Fußballs, an der Deutschland 1966 im WM-Finale gegen England verlor und 1996 gegen Tschechien Europameister wurde, hat dazu eine Asphaltpiste verpasst bekommen. Ein Gebrumme wie von Hummeln in einem riesigen Einmachglas schallt durch die noch leere Arena, die 90 000 Zuschauer fasst. Die Piste wirkt wie eine überdimensionale Carrerabahn, mit Haarnadelkurven und einer Brücke. Nur Looping und Steilkurve fehlen.

Er sei zuletzt öfter wieder im Rennanzug zu sehen, ob theoretisch denn ein Comeback drin sei, wird Michael Schumacher noch gefragt. „Lassen Sie uns beim Praktischen bleiben“, erwidert er. „Da ist gar nichts mehr möglich.“

Sein erster Gegner beim heutigen Rennen wird der norwegische Rallyefahrer Henning Solberg sein. „Es ist toll, gegen den Champion anzutreten“, sagt Solberg. Es klingt fast so, als sei Schumacher nie zurückgetreten und immer noch der amtierende Weltmeister.

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