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Panorama: Mit glühenden Augen

Aleida Guevara, Tochter des großen Revolutionärs, geht auf Tournee. In Rheinland-Pfalz

Probleme in Job oder Liebe bespricht Aleida Guevara March schon mal mit Fidel Castro. Der kubanische Staatschef spielt im Leben der Tochter des Revolutionärs Che Guevara eine zentrale Rolle. „Er war meine nächste Vaterfigur. Ich würde gern noch mehr Zeit mit Fidel verbringen. Aber er arbeitet sehr viel“, sagt die 45-jährige Kinderärztin. Mit glühenden Augen und großer Gestik lobt die überzeugte Kommunistin ihren 1967 erschossenen Vater sowie den 79- jährigen Maximo Lider Castro und das kubanische Regime.

Aleida Guevara macht derzeit eine kleine Tournee durch Rheinland-Pfalz, im Auftrag der Linkspartei, die hier Linke Liste heißt. Die hofft, dass die Tochter von Che Guevara die Herzen ihrer Anhänger höher schlagen lässt. Von den starken internen Querelen der Partei um die Verletzung der Menschenrechte auf Kuba lässt sich die Partei beim Besuch der Prominenz aus Kuba nicht erschüttern. Aleida Guevara lässt keine Zweifel an ihrer Treue zum Regime aufkommen. „Wir versuchen, das Leben für die kubanische Bevölkerung weiter zu verbessern“, sagt die Medizinerin. Und weiter: „Regierung und Volk identifizieren sich sehr miteinander.“

In Havanna arbeitet Aleida Guevara als Kinderärztin. Als sie knapp sieben war, wurde Che Guevara umgebracht. Bis heute wird er weltweit verehrt, prangt sein Konterfei auf T-Shirts, Stickern, Bannern. Wie er war, ihr Vater? „Mein Papa war wohl einer der vollkommensten Menschen, die man sich vorstellen kann“, sagt sie. „Completo“ lautet das spanische Wort und sie sagt es voller Bewunderung.

„Meine Mutter war nach dem Tod von Che so in Tränen aufgelöst, wie ich sie noch nie gesehen hatte“, erzählt das älteste der vier Kinder aus der zweiten Ehe des Revolutionärs. „Mama hat ihn so wahnsinnig geliebt, wie es kein Romancier beschreiben kann.“ Die Mutter trug ihrer Tochter die Abschiedszeilen ihres Ehemannes vor: „Wenn ihr diesen Brief lest, werde ich nicht mehr leben.“ Das Ende hieß: „Einen dicken Kuss von Papa.“ Bei aller Trauer habe die Familie nach vorne geblickt, erzählt Aleida Guevara weiter: „Wir Kinder versprachen unserer Mutter, dass sie auf uns stolz sein kann.“ Fortan begleitete sie der Mythos eines Volkshelden. Dennoch habe die Familie keine Privilegien genossen. „Da war meine Mutter strikt dagegen. Wir sollten wie alle kubanischen Kinder aufwachsen – auch in den siebziger Jahren, als es eine Zeit lang nicht mal Unterwäsche zu kaufen gab.“

Und Fidel Castro? Wie würde ihr Vater dessen Politik beurteilen? Würde Ernesto Che Guevara sich wohlfühlen im Kuba von heute? „Er wäre sicher für Fidel und fürs Volk eine große Stütze gewesen“, antwortet sie, ohne konkreter zu werden. Wie sie den Tourismus sieht? Gemischt. Er habe Vor-, aber auch Nachteile. Bringe Geld ins Land, aber auch Prostitution, Korruption, Drogenhandel und Ungleichheit. Und Kuba in 20 Jahren? Aleida Guevara zögert keinen Moment: „Wir müssen weiter hart arbeiten, auch wenn Fidel Castro nicht mehr da ist. Einen Rückschritt, was die Revolution angeht, wird es nicht geben.“

Wie steht die Linkspartei zur Situation auf Kuba? Spitzenkandidat Hartmut Bohrer sagt zu der Kritik von Amnesty International: „Amnesty kritisiert Folter auf Kuba. Aber nicht in der Republik Kuba, sondern im US-Gefangenenlager Guantanamo.“

Im ai-Jahresbericht 2005 steht, dass kubanische Dissidenten „bedroht, drangsaliert und in Haft genommen“ wurden. Auch sorgt sich die Organisation um den Gesundheitszustand politischer Gefangener. ai schreibt aber auch: Das US-Embargo wirke sich „nach wie vor nachteilig auf die wirtschaftlichen Rechte der Bürger aus.“ (mit dpa)

Anke Hollingshaus[Wiesbaden]

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