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Modewoche in Kopenhagen: Eine Modemetropole, in der einiges anders läuft

Kopenhagen kann auf eine große Tradition zurückblicken. Auch in diesem Jahr war die dänische Hauptstadt mit 2400 Marken nach Paris weltweit der zweitgrößte Messestandort der Branche.

„Bread & Butter“ steht unvermittelt in großen Lettern an der Wand. Kasper Eis, Vizepräsident des Verbandes der dänischen Bekleidungsindustrie von Dansk Mode & Textil, referiert über die Strategie der Kopenhagener Fashion Week. Die Rückkehr der Modemesse nach Berlin hat den Dänen im vergangenen Sommer einen mächtigen Mitbewerber vor der eigenen Haustür beschert. Spätestens jetzt war es für die Copenhagen Fashion Week an der Zeit, Berlin als Modestandort richtig ernst zu nehmen, denn die skandinavische Bekleidungsbranche reagierte begeistert auf das, was ihr in Deutschland geboten wurde.

Dabei kann Kopenhagen auf eine große Tradition zurückblicken. Auch jetzt sprechen die Zahlen für die Dänen. Rund 2400 Marken zeigten in der vergangenen Woche ihre Kollektionen auf den großen Messen, in Berlin waren es zuletzt etwa 1550. Damit ist die dänische Hauptstadt nach Paris weltweit der zweitgrößte Messestandort der Branche.

Zudem war die dänische Modeindustrie, die dort einen ernst zu nehmenden Wirtschaftsfaktor darstellt, von der Krise schwer getroffen worden. So war es an der Zeit, in Kopenhagen neue Wege zu gehen. Konkret bedeutete das, dass die Protagonisten der Modewoche sich zusammenrauften. Seither organisieren die wichtigen Messen CIFF, Gallery, CPH Vision und Terminal-2, die Veranstalter der Modenschauen und Dansk Mode & Textil unter dem Dach des Danish Fashion Council die Modewoche gemeinsam. Offenbar erfolgreich: Nach dem Einbruch während der Krise können die Messen mittlerweile wieder Zuwächse verbuchen.

Trotz aller Innovationen konnte die Copenhagen Fashion Week aber ihren besonderen Charme bewahren. Alles ist dort entspannt und offen, die Grenze zwischen Fachbesuchern und Öffentlichkeit, auf die anderswo größter Wert gelegt wird, ist durchlässiger.

Das deckt sich mit dem Selbstverständnis der Modebranche. „Skandinavische Mode ist demokratisch“, erklärte Eva Kruse, die Leiterin der Fashion Week: anspruchsvoll im Design, aber alltagstauglich, tragbar und erschwinglich. In Skandinavien, wo man seit Jahrzehnten mit herausragender moderner Architektur und anspruchsvollem Produktdesign lebt, gehört Mode einfach zum Alltag.

„Mode ist ein Bestandteil unserer Kultur, genauso wie Malerei oder Architektur“, sagte Kopenhagens Bürgermeister Frank Jensen in seiner Eröffnungsrede. Dass die Dänen das verinnerlicht haben, kann man ihnen an der Kleidung ansehen. Und dass gegenüber der Modebranche weniger Vorbehalte oder Berührungsängste herrschen als in Deutschland, prägt auch das Konzept der Fashion Week. Augenfälligstes Zeichen sind die großen Leinwände in der Innenstadt, auf denen die Schauen gezeigt werden.

Auch sonst werden die Fachveranstaltungen von vielen allgemein zugänglichen Aktionen begleitet. Das spektakulärste Ereignis stand ganz im Zeichen der Absicht, die Mode in die Öffentlichkeit zu tragen: Zum Abschluss veranstalteten alle zusammen den längsten Laufsteg der Welt, der sich über eine Länge von 1,6 Kilometern durch die Einkaufsstraße Strøget zog und offiziellen Schätzungen zufolge trotz strömenden Regens etwa 100 000 Schaulustige anzog. Dort präsentierten auch große dänische Marken wie Vero Moda ihre aktuellen Herbst-Kollektionen – Mode also, die es bereits in den Geschäften zu kaufen gibt.

Die Präsenz der Mode im Stadtbild geht aber auch auf eine politische Initiative zurück: Die Stadt Kopenhagen machte die Förderung der Fashion Week davon abhängig, dass auch die Öffentlichkeit etwas davon haben sollte.

Neben Business und Spektakel ist die Kopenhagener Fashion Week ein großes Fest des dänischen Designs. Auf 33 Schauen präsentierten sich die wichtigsten Labels des Landes. Die internationale Beteiligung war mit zehn Marken aus dem Ausland allerdings gering.

Das soll sich ändern. Großes Ziel der Kopenhagener sei es, die Stadt als alleinige Modemetropole für Skandinavien zu etablieren, erklärte Kasper Eis. Das wird man in Stockholm und Oslo, wo es kleinere Fashion Weeks gibt, mit Interesse zur Kenntnis genommen haben.

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