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Ulrike Döpp im Interview: „Dänemark ist anders“

Ulrike Döpp führt vertritt in der Berliner PR-Agentur V auch wichtige dänische Labels wie Wood Wood, Stine Goya und Henrik Vibskov. Im Interview erklärt sie, dass die Dänen haben begriffen, wie man mit Design viel Geld verdienen kann.

Sie vertreten mit Ihrer Berliner Agentur einige der namhaftesten dänischen Designer. Wie kommt das?

Die Agentur V wurde 2004 von Jacob Valdemar als Sales-Agentur gegründet. Ich kam 2006 dazu. Er machte den Vertrieb für Henrik Vibskov, der damals keine Presseagentur hatte. Ich kam von Girault Totem, einer französischen Presseagentur, die beispielsweise Bernhard Willhelm und Raf Simons vertritt. Ich gründete das PR-Department unserer Agentur, wir fingen mit Vibskov und Wood Wood an und bekamen schnell Stine Goya dazu. Inzwischen machen wir nur noch PR. Wir hatten gar nicht geplant, uns so auf Skandinavien zu spezialisieren, uns gefielen einfach die Marken.

Warum lassen sich diese skandinavischen Marken von Berlin aus vertreten?
Ich hatte internationale Kontakte. Die dänischen Agenturen konzentrieren sich meist auf ein einziges Land, wir konnten ein europäisches Konzept bieten.

Ist Berlin interessant für die Dänen?
Die Skandinavier verstehen die Stadt, weil sie sehr frei ist. Außerdem wollen sie den deutschen Markt erschließen, denn er ist der größte in Europa.

Zur Copenhagen Fashion Week kommen auch Berliner Designer. Zahlt sich das aus?
Ich sehe hier auf den Messen beispielsweise Lala Berlin. Die verkauft hier ganz gut. Ein Label muss aber entscheiden, zu welcher Stadt es passt. Man kann nicht sagen: Ich gehe nach Kopenhagen, das wird schon werden. Man muss sich die Stadt aussuchen, die zum eigenen Stil und zum eigenen Look passt, dort möglichst lange bleiben, investieren und sich einen Namen machen. Das funktioniert am besten.

Kann man Berlin und Kopenhagen unter modischen Gesichtspunkten vergleichen?
Obwohl man nur eine Stunde hierher braucht, ist Dänemark anders. Die Atmosphäre, der Stil – man kann hier andere Kollektionen einkaufen und andere Sachen sehen. Der Stil korrespondiert teilweise, aber er ist unterschiedlich genug.

Was bedeutet das konkret?
In Berlin sieht man bei jungen Designern viele Drapierungen und zurückhaltende, pudrige Farben. In Skandinavien wird sehr viel mit Drucken und frischen Farben gearbeitet, es ist alles voluminös und nicht so körpernah. Die Looks sind sehr unterschiedlich.

Die Kopenhagener Fashion Week versucht, sich auch über das Fachpublikum hinaus zu öffnen. Klappt das?
Am besten ist es, wenn eine Modenschau von einem Fachpublikum angesehen wird. Die Konsumenten kommen nicht mit der Tatsache zurecht, dass es die Sachen, die dort gezeigt werden, noch nicht zu kaufen gibt. Außerdem ist es schwer, eine Schau zu organisieren, wenn ich viele Leute mit unterschiedlichen Interessen im Publikum habe. Es einfacher, wenn es nur Einkäufer und Presse sind, die dort arbeiten wollen.

Warum funktioniert das in Dänemark trotzdem besser als in Deutschland?
Dort arbeiten wesentlich mehr Leute in der Modeindustrie. Die Dänen nehmen Mode ernster als die Deutschen. Für sie ist das nicht so sehr Entertainment, die interessieren sich wirklich brennend für den kommenden Look. Mode ist ein Teil ihrer nationalen Identität. Darum kann man sich dort durchaus etwas stärker öffnen, ohne gleich von Leuten überrannt zu werden, die gar nichts mit Mode anfangen können. In Berlin geht das nicht.

Hat das damit zu tun, dass sich die Skandinavier traditionell mehr für Design interessieren? Architektur oder Möbeldesign spielen im Alltag ja eine viel größere Rolle.
Sie haben begriffen, dass das eine Industrie ist, die ihnen viel Geld und Arbeitsplätze bringt. Und die Skandinavier fördern das auf eine ganz andere Art als die Deutschen. Da ist der Beruf des Designers nichts Seltsames. In Deutschland assoziiert man Mode fast schon mit Halbwelt.

Können wir davon lernen?
Design ist in Skandinavien viel präsenter. Ich weiß nicht, ob die Dänen mehr Geschmack haben als wir. Sie haben das einfach nur gelernt. Das würde ich mir auch für Deutschland wünschen. Mit Design könnten wir wahnsinnig viel Geld machen, wenn wir es für uns stärker entdecken würden.

Das Gespräch führte Jan Schröder.

Ulrike Döpp führt mit Julia Menthel die Berliner PR-Agentur V. Zu ihren Kunden zählen neben internationalen wichtige dänische Labels wie Wood Wood, Stine Goya und Henrik Vibskov.

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