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Panorama: Monika Böttcher sagte am Dienstag aus - sie beschuldigt ihren Ex-Mann, die beiden Töchter getötet zu haben

Ob die Haare von Karola und Melanie am Abend vor dem Mord "offen waren, oder mit einer Spange zusammengefasst" wollte der Vorsitzende Richter Heinrich Gehrke von Monika Böttcher wissen. Und der Staatsanwalt hätte es gern noch genauer: "Mit wie vielen Händen haben sie den Kindern die Haare gekämmt?

Ob die Haare von Karola und Melanie am Abend vor dem Mord "offen waren, oder mit einer Spange zusammengefasst" wollte der Vorsitzende Richter Heinrich Gehrke von Monika Böttcher wissen. Und der Staatsanwalt hätte es gern noch genauer: "Mit wie vielen Händen haben sie den Kindern die Haare gekämmt?" Das Erinnerungsvermögen der 41-Jährigen, die sich zum dritten Mal wegen des Vorwurfs des Kindersmords zu verantworten hat, wurde vor dem Frankfurter Landgericht am Dienstag auf eine harte Probe gestellt.

Auf der Suche nach der Wahrheit verglich Gehrke, der im Verfahren gegen den Baulöwen Jürgen Schneider noch einen souveränen Eindruck gemacht hatte, bis ins Detail die Angaben Böttchers mit ihrer ersten Aussage von 1986. Die beiden Hände in dicken Aktenordnern, unterbrach er die Angeklagte dabei laufend.

Längst nicht auf alles wusste Monika Böttcher nach 13 Jahren eine klare Antwort. Nach den aufsehenerregenden Prozessen in Fulda und Gießen, dem vom Bundesgerichtshof kassierten Freispruch und nach dem Verfassen ihrer Biographie "Ich war Monika Weimar" sind bei ihr die Grenzen zwischen dem eigenem Wissen und dem anderer offenbar fließend geworden.

Auf die Frage des Gerichts, was sie am Abend vor der Mordnacht angehabt habe, antwortete sie: "Zeugen sagen, ich hätte etwas anderes angehabt und sei ganz in gelb gekleidet gewesen. Ich kann das nicht mehr sagen, was ich anhatte. Vielleicht war es eine gelbe Hose und ein gelbes T-Shirt", sagte sie. "Nach den Prozessen vermischen sich bei mir meine Erinnerung mit den Zeugenangaben." Erst am Nachmittag konnte Böttcher zusammenhängend ihre Version der Mordnacht schildern. Sie hat dabei erneut ihren geschiedenen Ehemann Reinhard Weimar des Mordes an ihren gemeinsamen Töchtern Melanie und Karola Weimar Kinder bezichtigt.

Am zweiten Tag der Hauptverhandlung gegen die 41jährige vor der 21. Strafkammer des Landgerichts Frankfurt am Main erhob die Angeklagte am Donnerstag schwere Vorwürfe gegen den Vater der toten Kinder. Sie sei in der Nacht zum Montag, dem 4. August 1986, von einem kurz nach 3 Uhr morgens nach Hause gekommen und habe ihren damaligen Mann weinend am Bett von Karola gefunden. Daraufhin habe sie Melanie und Karola berührt und geschüttelt. Die Mädchen hätten sich nicht geregt. Mit dieser Einlassung wiederholt Monika Böttcher die sogenannte "Nachtversion", die den Tod der Kinder in der Sonntagnacht behauptet. Die Beschuldigte hatte diesen Hergang erstmals vier Wochen nach der Tat im Herbst 1986 in einem Verhör geschildert und seither aufrechterhalten.

Es war erwartet worden, daß sie auch jetzt bei ihrer Schilderung bleiben würde. Die Angeklagte führte aus, sie sei bereits in Panik gekommen, als gesehen habe, daß ihr Töchtern mit T-Shirts bekleidet im Bett liegen. Als die Kinder leblos waren, habe sie angenommen daß sie tot waren. Sie sei dann in das Schlafzimmer gegangen. "Ich wußte einfach nicht, was ich machen sollte."

Sie habe sich Vorwürfe gemacht, die Kinder allein gelassen zu haben, aber auch ihren Mann, der seit einiger Zeit unter Bewußtseinsstörungen litt. "Ich habe meine Schuld doch gesehen, daß ich vieles habe schleifen lassen." Sie habe dann den Wagen wegfahren hören, ihr Mann habe die Kinder weggebracht. "Ich war wie gelähmt," sagte die Angeklagte, die sich daraufhin einfach ins Schlafzimmer gelegt hatte. Als Reinhard Weimar zurückkehrte, habe sie ihn gefragt, warum er das getan habe.

"Er sagte zu mir, jetzt kriegen wir beide nicht die Kinder." Auf die Frage, warum sie nichts unternommen habe und auch keine Angst vor ihm gehabt habe, sagte sie: "Mir war alles egal." Schließlich habe sie sich beschreiben lassen, wo ihr Mann die Kinder abgelegt habe: am Parkplatz Wölfershausen unweit ihres Heimatorts Röhrigshof-Nippe. Dann habe sie sich neben Reinhard Weimar ins Bett gelegt und vor sich her gedöst. Gegen 9 Uhr sei sie aufgestanden, habe die Rollos hochgezogen und die Betten gemacht. Sie habe dann bei Post und Bank Besorgungen erledigt. Dann sei sie noch zum Parkplatz Wölfershausen gefahren. Dort habe sie ihr Tochter Melanie gesehen.

Das Mädchen habe auf dem Bauch gelegen, das Gesicht nach unten. Gegen Mittag sei sie wieder Zuhause angekommen. Reinhard Weimar habe sie dann aufgefordert, mit ihm nach den Kindern zu suchen. Zusammen mit ihm habe sie um das Haus herum nach Melanie und Karola gerufen. Die Beschuldigte sprach geduckt und mit langen Pausen.

Karin Matussek

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