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Foto: Polizei/dapd

© dpa

Panorama: Mordfall Bögerl: Ehemann erhängt sich

Die Entführer der Bankiersfrau wurden nie gefasst – in der Nachbarschaft gibt es seither böse Gerüchte

Von Andreas Oswald

Das Drama um die entführte und ermordete Bankiersgattin Maria Bögerl nimmt kein Ende. Ein Jahr nach ihrem Tod ist ihr Ehemann erhängt aufgefunden worden. Es handelt sich offenkundig um Selbstmord. Hinweise auf eine andere Todesursache gebe es nicht, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Thomas Bögerl hinterließ einen kurzen Abschiedsbrief, der allerdings keine Hinweise auf seine Beweggründe enthalten soll. Er war zum Zeitpunkt seines Todes offenbar alkoholisiert. Die Polizei teilte mit, eine Putzfrau habe ihn am Mittag „augenscheinlich erhängt“ im Fitnessraum seines Hauses entdeckt. Die Leiche wurde in der Ulmer Gerichtsmedizin obduziert.

Maria Bögerl war am 12. Mai 2010 entführt worden und nach einer unter merkwürdigen Umständen gescheiterten Geldübergabe ermordet worden. Bis heute gibt es keine heiße Spur zu den Tätern. In Heidenheim hatte es immer wieder Gerüchte über das Privatleben des Sparkassendirektors gegeben. Die Polizei hatte stets erklärt, es gebe keine Hinweise auf eine Verwicklung des Ehemanns in den Entführungsfall. Thomas Bögerl hinterlässt zwei Kinder, die beide nicht mehr zu Hause wohnen.

Mehrere Medien hatten Anfang des Jahres über Gerüchte in der Nachbarschaft berichtet, wonach der Mann sieben Monate nach dem Tod seiner Frau angeblich Vater von Zwillingen geworden sei. Die Ehe sei kaputt gewesen, beide hätten Affären gehabt. Er selber hatte diese Gerüchte schriftlich als „Lüge“ bezeichnet, berichtete „Bild“ damals. Die Frage ist, ob das Motiv für den Selbstmord in der unerträglichen Atmosphäre der Nachbarschaft begründet liegt.

Im Entführungsfall Bögerl hatte es die ganze Zeit über Ungereimtheiten gegeben. Zum einen ist nicht klar, ob die Frau schon vor der Geldübergabe ermordet wurde. Die Entführer hatten eine sehr unrealistische Zeitvorgabe gemacht. Ungeklärt ist auch, welche Rolle der Ehemann, Vorstandsvorsitzender einer örtlichen Bank, bei der Geldübergabe spielte und warum das Geld nicht rechtzeitig herbeigeschafft werden konnte.

So gab es widersprüchliche Aussagen von Polizei und Ehemann darüber, ob er darauf bestanden habe, das Geld selber zu besorgen. Die Entführer hatten 300 000 Euro gefordert. Nach den Berichten hatte der Bürgermeister den Betrag – getarnt als Blitzkredit seiner Gemeinde – bei der Bundesbankfiliale in Ulm bestellt.Die „Heidenheimer Zeitung“ berichtete später, das Geld sei von einer Mitarbeiterin des Rathauses bei einer Filiale der Bundesbank in Ulm abgeholt worden. Die Mitarbeiterin sei um 14 Uhr 20 – also 20 Minuten nach Ablauf der bereits um eine Stunde verlängerten Frist des Entführers – mit dem Geld im Rathaus zurückgewesen. Bögerl habe sich erst um 15 Uhr 04 auf den Weg zum vereinbarten Übergabeort gemacht. Der Bürgermeister sagte damals dem Hamburger Magazin „Stern“, die Polizei habe Bögerl das Startsignal um 14 Uhr 20 noch nicht gegeben, obwohl Bögerl zur Geldübergabe habe losfahren wollen. „Er wollte handeln, das ist doch klar. Die Lampe stand noch auf rot.“ Das verspätet abgestellte Geld wurde am vereinbarten Ort nicht mehr abgeholt. Die Leiche von Maria Bögerl wurde drei Wochen später in einem Waldstück entdeckt.

Der Sparkassenchef war dem Vernehmen nach zuletzt oft krankgeschrieben. Er galt als depressiv. Seine Arbeitgeberin, die Kreissparkasse Heidenheim, teilte am Montag mit, er wäre demnächst aus seinem Amt ausgeschieden. In einer Erklärung hieß es: „Herr Bögerl hat sich stets mit vollem Einsatz um die Kreissparkasse Heidenheim und unsere Region verdient gemacht. (...) Er hatte aber in den vergangenen Monaten, wie er selbst mitteilte, nicht die Kraft, sein Amt auszuüben. Auf sein Ersuchen hin haben wir uns mit ihm über eine einvernehmliche Lösung verständigt, in der er in Kürze aus dem Amt geschieden wäre.“ mit dapd/dpa

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