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Panorama: Nach der Trennung: Getrieben von Unruhe

Von oben hat er die Welt in den letzten Monaten oft und in aller Unruhe betrachtet. Aus den Flugzeugen, die ihn nach Miami, Mailand, Monte Carlo oder ins sonnige Kalifornien brachten, nach Los Angeles.

Von oben hat er die Welt in den letzten Monaten oft und in aller Unruhe betrachtet. Aus den Flugzeugen, die ihn nach Miami, Mailand, Monte Carlo oder ins sonnige Kalifornien brachten, nach Los Angeles. Wer seinen hektischen Aktionismus aus der Distanz betrachtete, oder wer ihn geschäftlich und journalistisch begleitete, der staunte bloß noch über die unglaubliche Umtriebigkeit des Mannes, der sich allzu gern als "Business-Becker" vor aller Augen inszenierte und neu erfand.

Selbst hartgesottene Naturen aus seinem Clan stöhnten über die fortlaufende Reisetätigkeit von Boris Becker, die nur auf den ersten Blick immer festen Plänen und Zielen gehorchte.

Wenn es stimmt, was Becker in einem ersten Interview nach der Trennung sagt, "dass man sich in die Arbeit flüchtet, wenn es zu Hause nicht mehr stimmt", dann könnte sich die Ehekrise der beiden strahlenden Society-Promis schleichend schon über einen längeren Zeitraum erstreckt haben. Denn nach seinem unwiderruflichen Abschied vom Tennis, in Wimbledon im Sommer 1999, hatte Becker als Unternehmer und Teamchef des Deutschen Tennis Bund eine geradezu erschreckende Rastlosigkeit entwickelt. Manche seiner Freunde fragten sich bei der Vielfliegerei und Omnipräsenz, "ob der Boris überhaupt noch weiß, wo er morgens aufwacht." Selbst die Geburt des zweiten Sohnes Elias Balthasar hielt Becker nicht an Haus und Herd.

Becker wollte als "Nadelstreifen-Becker" vordergründig seine Firmen BBM (Boris Becker Marketing) und BBI (Boris Becker International) in Schwung bringen. Er wollte den gesamten Tennis-Zirkus umkrempeln und eine neue Profiserie gründen. Er wollte in seinem Mercedes-Junior Team die eigenen Erben suchen. Er wollte, gerade einmal drinnen im virtuellen Kosmos, das größte deutsche Internet-Sportprojekt etablieren. Er wollte alles und jedes tun, und zwar, "weil ich meinen Ehrgeiz nicht in dem Moment abgelegt habe, als ich das letzte Mal vom Center Court gegangen bin." Er wollte möglicherweise aber auch nur fliehen vor einem Familien-Alltag - nach den schillernden Tenniszeiten, in denen er und seine Frau über viele Jahre als moderne Nomaden genügend Freiräume entwickeln konnten.

Warum das Glück dieser beiden "Königskinder" (Bunte) kaputtgegangen ist, darüber werden sich in den nächsten Tagen noch viele den Kopf zerbrechen. Aus der großen Beckerschen Hofgesellschaft heißt es, die Ehe sei den üblichen Schwierigkeiten ausgesetzt gewesen, die sonst nur bei Paaren auftreten, "die nach einem langen Berufsleben plötzlich jede Minute miteinander teilen sollen und müssen." Barbara Becker habe mit aller Macht darauf gedrängt, wieder selbst beruflich aktiv zu werden: "Sie wollte", sagt ein Freund, "nicht mehr auf die Rolle von Mutter und Anhängsel von Boris beschränkt sein."

Jörg Allmeroth

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