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© ddp

Nach Tiger-Attacke: Dompteur weiter in Lebensgefahr

Drei Tiger haben bei einer Show in Hamburg ihren Dompteur angegriffen und schwer verletzt. Auch nach einer sofortigen Notoperation war der Zustand des Mannes am Mittwoch kritisch.

Ein Showdinner mit tierischem Nervenkitzel schwebte den Veranstaltern vor – doch der Abend endete in einem blutigen Fiasko. Als der Dompteur Christian Walliser stolperte, fielen drei von insgesamt fünf Tigern über den 28-Jährigen her und verletzten ihn lebensgefährlich.

Das Unglück ereignete sich im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Dinner-Zirkus“ in der Dressurhalle auf dem Gelände des Tierparks Hagenbeck. Das Publikum hatte gerade Platz genommen und widmete sich der Vorspeise des exquisiten Vier-Gänge-Menüs. Warum Walliser in der kleinen Manege ins Straucheln kam, ist noch nicht geklärt. Blitzschnell attackierten ihn drei der fünf Raubkatzen, bissen ihn an Kopf und Oberkörper und rissen ihm Teile der linken Hand ab, die ihm daraufhin im Universitätsklinikum Eppendorf amputiert werden musste. Nach wenigen Sekunden gelang es Helfern mit Stangen, Feuerlöschern und einem harten Wasserstrahl die Tiere von dem jungen Mann zu trennen und sie in Käfige zu sperren. Eine Ärztin aus dem Publikum leistete dem Dompteur erste Hilfe und verhinderte, dass er verblutete.

Mehrere der 170 Besucher, die durch ein Gitter vor den Tigern geschützt waren, erlitten einen Schock und wurden ebenfalls von Sanitätern betreut. Die Gala, für die die Gäste 79 Euro und mehr gezahlt hatten, wurde sofort beendet, die Halle geräumt. Da sich das Gebäude direkt am Nordeingang des Zoo-Geländes befindet, waren Rettungskräfte sehr schnell vor Ort. Der Tierpark Hagenbeck ist lediglich Vermieter der Halle für die Show. Der Zoo legte am Mittwoch Wert darauf, dass die bengalischen Tiger der Veranstaltung nicht aus seinem Tierbestand kommen.

Der Direktor der Dinnershow, Stefan Pagels, betonte, dass die Zuschauer sich außerordentlich vernünftig verhalten hätten. Es sei nicht zu einer Panik gekommen. Pagels legte außerdem Wert darauf, dass es sich nicht um einen Angriff im engeren Sinne gehandelt habe. In einer schriftlichen Erklärung legte der Chef der Show dar, die Raubkatzen hätten mit dem Dompteur „spielen“ wollen. Wörtlich heißt es weiter: „Leider ist die dünne Haut des Menschen solchen spielerischen Attacken nicht so gut gewachsen wie es die dickere, lockere und fellgeschützte Haut eines anderen Tigers gewesen wäre.“

Die erfahrene Tiertrainerin Astrid Harsch, die eine Filmtierschule betreibt, machte klar, dass es sich bei einer Dressur generell um ein einstudiertes Ritual handelt. „Passiert etwas Ungewöhnliches, können Tiger unberechenbar reagieren.“ Dieter Farell (75), Leiter des Erlebnis- und Tigerparks Dassow bei Lübeck, der mehrere Jahre als Dompteur beim Zirkus Krone und beim Zirkus Sarrasani gearbeitet hat, hatte Anfang der Woche noch Kontakt mit dem Unfallopfer.

Walliser hatte Fleisch für die Raubkatzen bestellt, von denen das Unfallopfer zwei persönlich mit der Flasche aufgezogen hatte. Farell erläutert: „Wenn die Tiere geschlechtsreif werden, ändert sich ihr Verhalten. Aus einem Spielkameraden wird plötzlich ein Rivale.“ In diesem Moment müsse man als Dompteur ganz klar das „Alphatier“ mit dem nötigen Respekt in der Rangordnung sein, sonst werde es gefährlich, führt Farell weiter aus.

Noch in der Nacht hat sich das gesamte Zirkusensemble entschieden, die für die Vorweihnachtszeit geplanten weiteren Shows stattfinden zu lassen. Lediglich die Tigernummer entfalle, so Veranstalter Pagels. Das Motto „The show must go on“ sei auch im Interesse des Verunglückten. Der Dinnerzirkus ist eine Mischung aus Tiershow und Artistik, gepaart mit einer kulinarischen Begleitung – ein Event, das auch über Hamburgs Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Seitens der Polizei, die den Vorfall bislang als Arbeitsunfall behandelt, wurden routinemäßige Ermittlungen eingeleitet.

Dieter Hanisch[Hamburg]

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