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Die Premiere des "Kleinen Königs" fällt aus. Wie es mit dem Stück weitergeht, bleibt offen.

© dapd

Update

Nach Tod des Komikers: Schlosspark Theater hat noch keinen Ersatz für Dirk Bach

Nach dem Tod von Dirk Bach lässt das Berliner Schlosspark Theater offen, wie es mit dem Stück "Der Kleine König Dezember" weitergeht, das am Samstag mit Bach Premiere feiern sollte. Im Fernsehen laufen derweil die Wiederholungen der besten Auftritte des Komikers an.

Nach dem Tod des Schauspielers und Komikers Dirk Bach will das Berliner Schlosspark Theater die Suche nach einem Nachfolger nicht überstürzen. Eine definitive Aussage zur Zukunft des mit Bach geplanten Stückes könne er momentan nicht geben, sagte Intendant Dieter Hallervorden am Donnerstag in Berlin. Er hoffe aber, dass sich jemand aus dem Freundeskreis des verstorbenen Schauspielers bereit erkläre, der die Rolle des „Kleinen Königs Dezember“ übernehme. Das Zwei-Personen-Stück sollte am Samstag Premiere feiern. Nun sind die ersten neun Termine abgesagt, doch ab Ende Oktober soll das Ensemble das Stück spielen. Es werde jedoch verdammt schwer werden, einen Ersatz zu finden, räumte Harald Lachnit, Sprecher des Theaters ein. „Es gibt keinen zweiten Dirk Bach.“ Die beiden Hauptdarsteller – Bach und Matthias Freihof – hätten sich gut ergänzt. „Es hat alles gepasst.“ Die Theaterleute stehen unter Schock. „Es läuft alles unter einer großen grauen Wolke ab“, sagte Lachnit.

Für Fans und Freunde war die Todesnachricht vollkommen überraschend gekommen. WDRModerator Jürgen Domian, der zusammen mit der Komikerin Hella von Sinnen und Bach zu Beginn ihrer Karrieren in Köln ein kreatives Trio bildete, machte dessen Tod in seiner Radiosendung „1Live“ zum Thema: „Es ging Dirk gut, und er hat sich auf die Premiere in Berlin gefreut.“ Bach habe im Urlaub „sogar ein bisschen abgespeckt“. Nicht alle trauerten und trauern um Dirk Bach. Durch einen Anrufer in seiner Sendung erfuhr Jürgen Domian, dass bei Twitter und in verschiedenen sozialen Netzwerken viele über den Tod des Comedians Witze gemacht hätten, und zwar aus der „untersten Schublade“, sprich schwulenfeindliche Witze.

Bachs Ko-Moderatorin beim RTL-„Dschungelcamp“, Sonja Zietlow, veröffentlichte auf ihrer Homepage einen an den Verstorbenen gerichteten Brief: „Kein Lachen kann so mitreißend, kein Herz so tiefgründig und kein Fazit so treffend sein wie deines. Und keine Hängebrücke kann schöner schaukeln als unter deinem Gewicht.“ Mit dem „Dschungelcamp“ erlangte der zweifache Comedy-Preisträger (1999, 2007) große Popularität und Anerkennung über das RTL-Publikum hinaus. Seit 2004 hatten Bach und Zietlow „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ zu einem Millionenerfolg mit stetig wachsenden Zuschauerzahlen entwickelt. Je länger das „fernsehdarwinistische“ Format mit C-Promis lief, desto mehr verschob sich der Quotenerfolg weg von den Insassen unten hoch auf die Kommandobrücke der Kommentatoren. Dort lästerten die große Blonde und der kleine Dicke und gaben der Schadenfreude der Zuschauer beredten Ausdruck. Der wie ein menschgewordener Papagei ausstaffierte Bach überragte seine Partnerin zusehends. Er machte die Pace, er brachte mit unschuldigem Augenaufschlag die Show auf die Nahtstelle aus echter Boshaftigkeit und falscher Betroffenheit. RTL wollte das „Dschungelcamp“ auch Anfang 2013 veranstalten. Erste Kandidaten sollen schon angesprochen worden sein. Wer aber soll das künftige Lästerduo sein? Der Privatsender hält sich bedeckt. Über die Zukunft der Sendung sei zunächst keine Entscheidung getroffen worden, hieß es.

Dirk Bach ist wahrscheinlich an Herzversagen gestorben. Der 51-Jährige litt wohl schon länger unter gesundheitlichen Problemen. Wann er bestattet wird, ist noch unklar. Der Abschied soll im engsten Kreis unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, vermutlich in Köln, wo am Montag Kondolenzbücher ausliegen werden. Fernsehsender wollen in den kommenden Tagen mit Sondersendungen und Wiederholungen an Bach erinnern. Die Berliner Staatsanwaltschaft will die Leiche nicht obduzieren. In Bachs Appartement seien Medikamente gegen Bluthochdruck, Herzinsuffizienz sowie Cholesterinsenker gefunden worden, sagte ein Sprecher. Es gebe keine Hinweise auf ein Fremdverschulden.

Zum Zeitpunkt seines Todes war Bach laut Staatsanwaltschaft allein in der Wohnung im Ortsteil Lichterfelde gewesen. Zuletzt wurde der Schauspieler am Sonntag gegen 14 Uhr lebend gesehen. Am Montag gegen 16 Uhr 20 Uhr wurde er gefunden. Bach hatte sich in Berlin vorübergehend ein Appartement gemietet, weil er hier sein Engagement am Schlossparkt Theaters hatte.

Der Sprecher des Theaters, Harald Lachnit war am Montag mit dem Regisseur des Stücks, Lorenz Christian Köhler, selbst in Bachs Hotel-Appartement gefahren, da Bach am Vortag nicht zur ersten Hauptprobe erschienen sei. Mit einer Hausangestellten öffnete er die Wohnung und fand dort den leblosen Schauspieler. Ein Arzt konnte ihm nicht mehr helfen.

Vor dem Schlosspark Theater haben Fans Blumen niedergelegt und zwei Kerzen angezündet. „Mach’s gut, Dirk“ steht auf einem kleinem, lila Windrad, das zusammen mit zwei Rosen vor den Schaukasten gestellt wurde.

Am Freitag zeigt RTL um 21 Uhr 15 Uhr eine Sondersendung, in der Frauke Ludowig sein Leben nachzeichnet und Weggefährten und Freunde zu Wort kommen lässt. Bei ZDF Neo ist am heutigen Donnerstag um 22 Uhr 15 eine Folge von „neoParadise“ mit Joko & Klaas und den Gästen Dirk Bach und Ben Becker zu sehen, eine Aufzeichnung vom 27. September.

Axel Hacke, Autor des Stücks „Der Kleine König Dezember“, zeigte sich über den Tod bestürzt. „Ich bin wahnsinnig traurig und schockiert“, sagte er in München. Die Redaktion der „Sesamstraße“ erinnerte an Bachs großes Herz für Kinder, die Bundesvorsitzenden der Grünen, Claudia Roth und Cem Özdemir, an sein Engagement „gegen HIV und Aids, für Opfer von Folter und Gewalt, für Tierrechte und Umweltschutz“. (mit mge/dpa)

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