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© dpa

Nach Zyklon in Birma: Menschen warten verzweifelt auf Hilfe

Die Lage in Birma nach dem verheerenden Wirbelsturm "Nargis" ist chaotisch. Von Tausenden Toten und Vermissten ist die Rede, ganze Dörfer sind wie vom Erdboden verschluckt. Die Menschen, die seit Jahrzehnten unter einer Militärherrschaft leben, sind verzweifelt.

"Wir haben nichts mehr", klagt Win Myint in der Trabantenstadt Dagon, in den Außenbezirken von Rangun. "Nicht einmal Milchpulver", fügt er mit einem verzweifelten Blick auf seine gerade zwei Monate alte Tochter hinzu. Vor dem Wirbelsturm "Nargis" hat Win Myint die Tochter retten können, als dieser in der Nacht zum Sonntag eine Schneise der Verwüstung durch Birma zog.

Erst allmählich wird das Ausmaß der Katastrophe deutlich. 70 Prozent der Bäume sind umgeknickt, wichtige Abteilungen des Zentralkrankenhauses zusammengebrochen. Nun ist schon von 10.000 Toten die Rede, vielleicht sind es noch mehr. Außenminister U Nyan Win hatte diese Zahl zuletzt genannt.

Einer der vielen entwurzelten Bäume wurde in das Haus von Win Myint und seiner Tochter geschleudert. Beherzt ergriff der 38-Jährige das kleine Mädchen und trug es in eine Notunterkunft an einem buddhistischen Tempel. "Wir sind um unser Leben gerannt, wir hatten Angst", beschreibt Win Myint die dramatischen Momente, als die Windböen mit 190 Stundenkilometern alles mit sich fortrissen. Allein hier an der Pagode haben sich rund 500 Überlebende versammelt, sie fordern Hilfe.

Kontakte ins Ausland sind spärlich

Am Tag eins nach dem Wirbelsturm fühlen sie sich von der Welt verlassen. Die Militärregierung hat zu tun, um das Ausmaß der Schäden zu dokumentieren. Im staatlichen Fernsehen wird die Zahl von 3969 Toten verlesen. 2129 Menschen würden vermisst. Unterdessen gibt es erste Hinweise auf Plünderungen.

"So etwas habe ich noch nie gesehen", sagt eine ältere Frau in Rangun. Tausende Gebäude sind zusammengebrochen, Straßen blockiert. Birma zählt ohnehin zu den ärmsten Ländern der Welt, nach Jahrzehnten der Militärherrschaft sind die Kontakte ins Ausland spärlich. Dies sind keine guten Ausgangsvoraussetzungen, um die Katastrophe schnell einzudämmen und Hunderttausende Obdachlose zu versorgen.

Dörfer wie vom Erdboden verschluckt

Die Meldungen über Tote gehen zunächst vor allem aus drei Regionen ein - dem Ayeyawaddy-Flussdelta sowie den beiden Städten Bogolay und Labutta. Die Internationale Rot-Kreuz-Föderation teilt mit, mehrere Dörfer seien vollständig zerstört, wie vom Erdboden verschluckt.

"Mehrere hunderttausend Menschen werde erste Nothilfe benötigen", prognostiziert Richard Horsey von der UN-Niederlassung in Bangkok. Während die Militärjunta trotzig an dem für kommenden Samstag angesetzten Referendum über eine neue Verfassung festhält, haben viele Menschen andere Sorgen. "Zum Teufel mit der Demokratie", sagt ein Mann, der am Brunnen seines Nachbarn ansteht. "Was wir jetzt brauchen, ist Wasser."

Doch die Militärjunta sitzt nicht mehr in Rangun; sie hat sich in die Dschungelstadt Naypyidaw zurückgezogen. "Die Regierung muss mehr für die Leute tun", schimpft der 60-jährige Aung in Rangun. "Schließlich liegt die ganze Stadt in Scherben, die Leute brauchen jetzt Hilfe."

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