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Panorama: Natur in Aufruhr

420 Tote in Brasilien – Brisbane unter Wasser

Rio de Janeiro/Brisbane - Weltweite Wetteranomalien führen derzeit auf verschiedenen Kontinenten zu Flutkatastrophen. Ursache in Asien und Australien ist La Niña, Ursache in Südamerika ist die deutlich gestiegene Temperatur des Meerwassers.

Bei einer der schwersten Unwetter-Katastrophen in Brasilien seit Jahrzehnten sind im Umland von Rio de Janeiro mehr als 420 Menschen ums Leben gekommen. Hänge rutschten weg, braune Fluten rissen Häuser mit, Schlammlawinen verwüsteten ganze Landstriche. Hunderte Rettungskräfte waren in dem Katastrophengebiet nördlich der Stadt im Einsatz. Es wurde befürchtet, dass die Zahl der Opfer weiter steigt. Das Rote Kreuz sprach am Donnerstag von chaotischen Zuständen. Meteorologen sagten weitere Regenfälle für die bergige Serrana-Region voraus.

Im Ort Teresópolis rund 100 Kilometer von Rio entfernt bot sich ein Bild der Verwüstung. Allein in diesem Ort starben nach Erdrutschen und Überschwemmungen 176 Menschen. In Nova Friburgo kamen 199 Menschen ums Leben. Häuser stürzten unter dem Druck meterhoher Schlammfluten ein, Autos und Lastwagen wurden fortgespült. In einigen Städten brachen die Stromversorgung und das Telefonnetz zusammen. Immer noch hatten die Rettungskräfte wegen der andauernden Regenfälle Schwierigkeiten, zu allen Unglücksorten vorzudringen. In lokalen Medien war von der größten Naturkatastrophe seit mehr als vier Jahrzehnten die Rede.

14 000 Kilometer entfernt in der australischen Stadt Brisbane erreichte das Hochwasser am Mittwoch seinen Höhepunkt. Weite Teile der Stadt standen unter Wasser, mehr als 100 000 Gebäude hatten keinen Strom. Die Fluten waren weniger hoch als ursprünglich befürchtet. Dennoch ist ein Milliardenschaden entstanden, Teile der Stadt müssen komplett neu aufgebaut werden.

Catherine Uhr war in der Frühe gekommen, um mit ihren eigenen Augen zu sehen, wie ihr kleines Stadtteilzentrum mit seinen Geschäften und Restaurants versank. 13 Geschäfte und zwei Alkoholläden befänden sich dort, berichtete die Frau den Umstehenden, rund zwei dutzend Schaulustigen. In den am schlimmsten betroffenen Vierteln schauten nur noch die Dächer der Häuser aus der undurchsichtigen Brühe heraus.

Als Helden sind ein Schlepper-Kapitän und sein Techniker gefeiert worden, die mit beherztem Einsatz ein Desaster verhindert haben. „Ich habe keine Zweifel, dass sie Menschenleben gerettet haben“, sagte die Regierungschefin des Bundesstaates Queensland, Anna Bligh. In der reißenden Strömung des Brisbane River hatte sich ein 400 Meter langes Stück der Uferpromenade Riverwalk losgerissen. Das 300 Tonnen schwere Teil rauschte den Fluss hinunter, auf Brücken, Benzintanks im Hafen und eine Ölpipeline zu. Kurzentschlossen rückten Doug Hislop und Peter Fenton zu einem ihrer gefährlichsten Einsätze aus. „Wir waren zwar nicht alarmiert worden“, erzählte Hislop der Zeitung „Courier Mail“. „Aber wir hörten es im Radio und wussten sofort, dass das ein Riesenproblem werden könnte.“ Die beiden steuerten ihren Schlepper „Mavis“ durch die tobenden Fluten und lenkten den Koloss sicher unter Brücken durch und an den Hafeneinrichtungen vorbei. Alexander Hofmann, dpa

Alexander Hofmann[dpa]

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