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Niedersachsen: Mutter der getöteten Mädchen hat psychische Probleme

Nur knapp überlebt ein fünfjähriges Mädchen im Harz ein schreckliches Familiendrama. Ihre Zwillingsschwester stirbt und auch ihre kleine Halbschwester. Die Polizei geht davon aus, dass die Mutter beide erstach. Die Frau war in psychiatrischer Behandlung.

Schwere seelische Probleme der Mutter sind offenbar der Grund für ein Familiendrama im Harz, bei dem zwei kleine Mädchen erstochen wurden. Eine fünf Jahre alte Schwester entkam der Attacke nur knapp, erklärte Michael Blase von der Polizei Goslar bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. "Vieles deutet darauf hin, dass die geschiedene und alleinerziehende Mutter nicht die seelische Stabilität für die Alltagsbelastungen hatte." In Langelsheim nahe Goslar waren am Dienstagmorgen die Leichen der vier Monate alte Amelie und der fünf Jahre alten Laura gefunden worden. Ihre Mutter wurde kurz danach unter dringendem Tatverdacht festgenommen.

Lauras Zwillingsschwester Louisa war kurz nach acht Uhr morgens zu ihrem Großvater ins Nebenhaus gerannt und hatte ihm gesagt, dass daheim etwas Schreckliches geschehen sei. Der Opa fand in der Wohnung seiner Tochter die kleine Laura tot im Flur. Die vier Monate alte Amelie lag mit schwersten Stichverletzungen in ihrem Kinderbett. Beide Kinder hatten massiv Blut verloren - offenbar hatte die Mutter mit einem simplen Haushaltsmesser immer wieder zugestochen.

Die 34-Jährige selbst habe mit leichten Stichverletzungen in der Wohnung gesessen und völlig apathisch gewirkt, berichtete Blase. Die Frau war in therapeutischer Behandlung und erst im März aus einer Klinik entlassen worden. Die Ärzte sahen bei ihr keine Anzeichen dafür, dass sie sich oder anderen Schaden zufügen könnte, berichteten die Ermittler.

Was sich genau im obersten Stock des kleinen Einfamilienhauses im Langelsheimer Ortsteil Astfeld abspielte, war zunächst weiter unklar. Auch zu einem möglichen Tatmotiv der Mutter konnte die Polizei noch keine Angaben machen, weil bisher keiner der Angehörigen befragt werden konnte. Weder die Frau noch die Großeltern seien vernehmungsfähig.

Auch die Väter der toten Kinder seien noch nicht befragt worden - die Zwillinge und das Baby hatten verschiedene Papas. Die Mutter war seit Oktober vergangenen Jahres geschieden. "Der Vater hätte es sicher auch gerne gehabt, dass die Zwillinge bei ihm gelebt hätten", sagte einer der Ermittler.

Die Mutter hatte von sich aus Kontakt zum Jugendamt gesucht. "Sie hat auch Hilfe bekommen dort", sagte einer der Ermittler. Spekulationen über mögliche Versäumnisse der Behörden könnten nicht abgeleitet werden, betonte er. Die Familie sei im Ort "normal" verankert gewesen. Die Einwohner Astfelds wollten am Abend bei einem Trauergottesdienst der toten Kinder gedenken.

Die Zwillingsschwester der getöteten Laura wurde nach ambulanter Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen und in die Obhut ihrer Großeltern gegeben. Außerdem wurde sie von psychologisch geschulten Beamten betreut.

Fast auf den Tag vor 19 Jahren hatte sich nur wenige Hundert Meter entfernt in dem kleinen Ort schon einmal ein ähnliches Familiendrama abgespielt. Damals brachte eine 30 Jahre alte Mutter ihren dreieinhalbjährigen Sohn mit einer Überdosis Tabletten um. Sie kam damals in die Psychiatrie. (dpa/dapd)

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