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Winnenden

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Offener Brief: Angehörige der Amoklauf-Opfer fordern schärferes Waffenrecht

Kurz vor Beginn der zentralen Trauerfeier in Winnenden haben Hinterbliebene der Amoklauf-Opfer Konsequenzen von der Politik gefordert. In einem offenen Brief appellieren sie für eine Verschärfung des Waffenrechts und ein Verbot von Killerspielen.

Angehörige der Amoklauf-Opfer haben kurz vor Beginn der zentralen Trauerfeier in Winnenden Konsequenzen von der Politik gefordert. Sie meldeten sich in einem offenen Brief an Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) zu Wort. Darin verlangen sie, den Zugang für Jugendliche zu Waffen zu erschweren, Gewaltdarstellungen im Fernsehen einzuschränken, Killerspiele zu verbieten, den Jugendschutz im Internet auszubauen und die Berichterstattung der Medien über Amok-Täter zu reglementieren.

Zehntausende Menschen machten sich am Samstagmorgen zur Trauerfeier nach Winnenden bei Stuttgart auf. Die Polizei sperrte Straßen ab und leitete den Durchgangsverkehr weiträumig um die Innenstadt herum. Die Deutsche Bahn setzte zusätzliche S-Bahnen ein; Regionalbahnen wurden mit weiteren Wagen verlängert. Rund 250 Journalisten aus mehreren europäischen Ländern wurden erwartet. Die Glocken aller Kirchen im Bistum Rottenburg-Stuttgart sollten vor Beginn der Trauerfeier läuten.

Merkel kommt nach Winnenden

Der Gottesdienst ab 11 Uhr mit dem evangelischen Bischof Frank Otfried July und dem katholischen Bischof Gebhard Fürst wird von der ARD übertragen. Anschließend ist ein Staatsakt mit Reden von Bundespräsident Horst Köhler und Ministerpräsident Günther Oettinger geplant. Auch Bundeskanzlerin Merkel will nach Winnenden kommen. Auf bis zu 15 Videoleinwänden soll die Trauerfeier aus der Kirche St. Karl Borromäus in umliegende Hallen und Kirchen übertragen werden.

Der 17 Jahre alte Amokläufer Tim K. hatte am 11. März an seiner ehemaligen Schule in Winnenden und auf der anschließenden Flucht nach Wendlingen 15 Menschen und danach sich selbst getötet. Seine Leiche wurde zwei Tage nach dem Massaker freigegeben, aber bisher nach Polizeiangaben nicht beigesetzt. "Wann und wo dies geschieht, wird nicht bekanntgegeben", sagte eine Polizeisprecherin in Waiblingen. Die Opfer des Amokläufers wurden bereits zu Grabe getragen.

Gedenken an Tim K.

Vor dem Elternhaus von Tim K. in Leutenbach-Weiler zum Stein legten Unbekannte rund ein Dutzend Kerzen ab. Auf einem Zettel stand in einem Schreiben an Tim K.: "Egal was geschehen ist, Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben. Farewell and rest in peace. (Leb wohl und ruh in Frieden)".

Die Angehörigen schrieben in ihrem offenen Brief: "In unserem Schmerz, in unserer Hilflosigkeit und in unserer Wut wollen wir (...) nicht untätig bleiben." Sie wollten "mithelfen, damit es kein zweites Winnenden mehr geben kann". (feh/dpa)

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