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Der Rekord-Tweet von Moderatorin Ellen DeGeneres.

© Twitter/dpa

Oscars: Twitter-Gewitter über Hollywood

Oscar-Moderatorin Ellen DeGeneres schaffte den meistverbreiteten Tweet der Welt und bestellte Pizza für alle. Ihre Show war ein bisschen frech, aber nicht zu sehr. Und am meisten strahlte Lupita Nyong´o.

Die Strahlkraft von Hollywood hat Twitter heißlaufen lassen: Umringt von einem beeindruckenden Staraufgebot schoss Oscar-Moderatorin Ellen DeGeneres mit ihrem Smartphone mitten in der Filmpreisgala am Sonntagabend ein Selbstporträt, das sich auf dem Onlinedienst wie ein Lauffeuer verbreitete. Mit von der Partie bei dem sogenannten Selfie waren unter anderen die Hollywood-Stars Brad Pitt, Angelina Jolie, Meryl Streep, Jennifer Lawrence und Julia Roberts.

Auf den Auslöser drückte Bradley Cooper, der mit breitem Grinsen im Vordergrund des Fotos hockt. „Komm' du auch her, Julia. Lehn' dich rein“, rief DeGeneres Julia Roberts zu. Dann stellte die Talkmasterin das Bild auf Twitter (@TheEllenShow), begleitet von dem Kommentar: „Wenn Bradleys Arm nur länger wäre. Bestes Foto aller Zeiten.“ Binnen fünf Minuten hatten bereits fast 100 000 Nutzer das Star-Selfie weitergeleitet, nach einer Stunde hatte es bereits mehr als 1,3 Millionen sogenannte Retweets. Bis zum Ende der Gala wuchs diese Zahl auf mehr als zwei Millionen.

Sie brachte Twitter zum Absturz

Damit avancierte das Foto zum meistverbreiteten Tweet aller Zeiten – und überholte den bisherigen Rekordhalter Barack Obama deutlich. Der US-Präsident hatte mit einem Foto, auf dem er seine Frau Michelle nach seiner Wiederwahl in den Arm schließt, im November 2012 rund 800 000 Retweets erhalten. „Wir haben Twitter zum Abstürzen gebracht. Wir haben Geschichte geschrieben“, freute sich DeGeneres. Die TV-Moderatorin hatte bereits 2007 durch die Filmpreisgala geführt. Sie findet leichter Kontakt zu einem Massenpublikum als der US-Komiker Seth MacFarlane, dessen sarkastischer Humor im vergangenen Jahr nur begrenzt Begeisterung hervorrief.

Für die 56-jährige DeGeneres war die Oscar-Moderation ein Comeback.

Die Komikerin setzte auf trockene Witze und bestellte sich mitten in der Gala Pizza. Als diese geliefert wurde, überzeugte DeGeneres den Filmmogul Harvey Weinstein, das Trinkgeld zu übernehmen.

Ellen DeGeneres wandelte im Dolby Theatre auf dem goldenen Mittelweg. Frech, aber nicht zu frech, anzüglich, aber nicht zu schmutzig, lustig, aber zu nicht beleidigend. Ziel der gemeinsten Spitze des Abends war die nicht immer in Würde gealterte Kino-Ikone Liza Minnelli, die DeGeneres mit den Worten bedachte: „Sie sind eine der erstaunlichsten Liza Minnelli-Doppelgänger, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Gute Arbeit, Sir.“

Ein Gag ging unter die Gürtellinie

Und schmutziger als die Bemerkung zu Jonah Hill, der in „Wolf of Wall Street“ Donnie Azoff, einen skrupellosen Wertpapierhändler spielt, wurde es auch nicht. „Du hast uns etwas in dem Film gezeigt, das ich sehr sehr lange nicht mehr gesehen habe“, sagte die Gastgeberin. Damit meinte DeGeneres nicht etwa eine außergewöhnliche schauspielerische Leistung, sondern eine Szene, in der Azoff während einer Party in aller Öffentlichkeit sein Geschlechtsteil entblößt und sich selbst befriedigt. Der Witz zündet allerdings nur, wenn man weiß, dass DeGeneres sich vor 17 Jahren als lesbisch outete.

Lupita Nyong´o - der Star des Abends

Und so war der Weg geebnet für eine Party, die kaum als besonders wild oder exzentrisch in die Annalen eingehen wird, wohl aber das eine oder andere Glanzlicht bot. Den Erwartungen am ehesten gerecht wurde Lupita Nyong´o, die für ihre Rolle in „12 Years a Slave“ die Auszeichnung für die beste Nebendarstellerin erhielt. Schon auf dem Roten Teppich stahl sie mit ihrem taubenblauen, vielfaltigen und fast bis zum Bauchnabel ausgeschnittenen Prada-Gewand die Show, das ihr eine schwebende Anmutung verlieh. Ein kometenhafter Aufstieg für die Kenianerin, die vor einem Jahr kaum jemand kannte.

Ebenso geschmackvoll wie ihre Garderobe war ihre Dankesrede, die sie mit den Worten begann: „Nicht für einen Augenblick habe ich vergessen, dass so viel Freude in meinem Leben auf so viel Leid im Leben eines anderen fußt.“ Und sichtlich gerührt fügte sie wenig später hinzu: „Wenn ich auf diese goldene Statur sehe, dann möge sie mich und jedes kleine Kind - ganz egal, woher es kommt – daran erinnern, dass seine Träume etwas wert sind.“

Mit nur geringem Abstand hinter Nyong´o landete auf der Glanzskala Jennifer Lawrence auf Platz zwei, die im vergangenen Jahr noch mit ihrem Stolperer auf dem Weg zum Oscar für die beste Hauptdarstellerin in „Silver Linings Playbook“ für einen Höhepunkt gesorgt hatte. In diesem Jahr war sie als beste Nebendarstellerin in „American Hustle“ nominiert. Zwar ging sie leer aus, aber mit ihrem orange-roten, schulterfreien Dior-Abendkleid, akzentuiert mit überdimensionalen, aufgesetzten Taschen, heimste sie auf dem Roten Teppich hohe Wertungen ein. Getrübt nicht einmal von einem kleinen Ausrutscher ganz am Anfang der Parade – es passt einfach zu der Frau, die auch als Star noch so redet, wie ihr der Schnabel in Louisville, Kentucky gewachsen ist, dass sie in solchen hauchengen Aufzügen nicht recht laufen kann.

Lawrence, Nyong´o und Amy Adams (marineblaues Gucci-Kleid, als Hauptdarstellerin in „American Hustle“ nominiert) jedenfalls sind auf dem besten Weg, Branchengrößen wie Sandra Bullock, Angelina Jolie und Julia Roberts in den Schatten zu stellen. Wenn noch nicht auf der Leinwand, dann zumindest schon auf den Roten Teppich.

Genauso ausgewogen und politisch korrekt, wie DeGeneres durch die Show führte, vergab die Academy auch ihre Trophäen. Matthew McConaughey (Hauptdarsteller) und Jared Leto (Nebendarsteller) wurden für ihre Rollen im „Dallas Buyers Club“ geehrt, ein Film, der die Geschichte eines AIDS-kranken Mannes in Texas erzählt, der den Kampf gegen die Krankheit in die eigenen Hände nimmt. Das Weltraumdrama „Gravity“ mit Sandra Bullock räumte sieben Oscars ab, musste den für den besten Film aber „12 Years a Slave“ überlassen. Wie hatte DeGeneres doch zu Anfang gewitzelt: „Möglichkeit Nummer eins: ´12 Years a Slave` gewinnt als bester Film. Möglichkeit Nummer zwei: Ihr seid alle Rassisten.“

Die Geehrten selbst verstanden es an diesem Abend, alle Klippen weiträumig zu umschiffen. McConaughey schaffte es in seiner Rede, Gott, seiner Familie und sich selbst zu danken, erwähnte AIDS oder gar die Kontroverse, ob der von ihm gespielte Ron Woodroof im richtigen Leben wirklich homophob war, aber mit keinem Wort. Cate Blanchett, als beste Hauptdarstellerin in „Blue Jasmine“ geehrt, dankte Regisseur Woody Allen ausdrücklich, dass er sie für die Rolle auserwählte. (mit AFP)

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