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Ostsee: "Todeszonen" so groß wie Bayern

Rund ein Sechstel der Ostsee hat sich nach Einschätzung der Umweltstiftung WWF "in Todeszonen verwandelt". Wegen des Sauerstoffmangels sei auf einer Fläche von rund 70.000 Quadratkilometern kein Leben mehr möglich.

Vor allem über die Flüsse gelangten überschüssige Nährstoffe aus der Landwirtschaft ins Meer und zerstörten wertvolle Lebensräume, erläuterte der Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund, Jochen Lamp. Er kritisierte in diesem Zusammenhang die Agrarsubventionen der EU: "Die Ostsee hat sich mit tatkräftiger Unterstützung aus Brüssel von einem Meer mit klarem Wasser in ein trübes, überdüngtes Gewässer vor dem Kollaps entwickelt", sagte er.

Cornelius Hammer, Leiter des Instituts für Ostseefischerei in Rostock, wollte die Einschätzung des WWF nicht bestätigen. "Die Ostsee ist auf ein vorübergehendes Sauerstoff-Defizit gut eingestellt, das ist ein relativ normales Phänomen", sagte er. Gleichzeitig dürften die Gründe für die Sauerstoffarmut nicht verharmlost werden. So sei nicht auszuschließen, dass die betroffenen Meeresflächen größer werden. Auch die Klimaveränderung könnte dabei eine Rolle spielen. Hammer geht davon aus, dass sich im Zuge der Umstrukturierung der Agrarsysteme in Osteuropa der Eintrag von Schadstoffen in die Ostsee reduzieren wird.

WWF fordert Rettungsprogramm

Der WWF fordert unterdessen ein Rettungsprogramm für die Ostsee. Künftig sollten Fördergelder an die Landwirtschaft nur dann gezahlt werden, wenn die Landwirte die Überdüngung eindämmen, forderte Lamp. Sollten sich die Regierungen der Ostseeanrainer-Staaten bei ihrer für November geplanten Konferenz nicht auf einen wirksamen Aktionsplan einigen, wäre das der Todesstoß für die Ostsee, sagte er.
Trotz früherer Schutzprogramme nimmt laut WWF-Einschätzung die Belastung der Ostsee durch Nährstoffe seit zehn Jahren wieder zu. Preiswerter Kunstdünger verleite die Bauern dazu, ihre Felder kräftiger zu düngen. Hinzu komme die Gülle aus der Massentierhaltung. Allein in Polen und den baltischen Staaten werde der Düngerverbrauch in den kommenden zehn Jahren um bis zu ein Drittel steigen. (mit dpa)

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