zum Hauptinhalt

Panorama: Ostwind bläst Öl weiter in Richtung französischer Küste Staatspräsident Chirac sichert Fischern seine Unterstützung zu

Der Albtraum ist Realität geworden: Seitdem die ersten giftigen Ölklumpen aus dem Wrack des vor eineinhalb Monaten gesunkenen Öltankers „Prestige“ Frankreichs Atlantik-Strände im Südwesten verschmutzen, befürchten Frankreichs Tourismusbehörden das Schlimmste. Die bevorstehende Urlaubssaison könnte durch die täglich bedrohlicher werdende Umweltkatastrophe beeinträchtigt werden.

Der Albtraum ist Realität geworden: Seitdem die ersten giftigen Ölklumpen aus dem Wrack des vor eineinhalb Monaten gesunkenen Öltankers „Prestige“ Frankreichs Atlantik-Strände im Südwesten verschmutzen, befürchten Frankreichs Tourismusbehörden das Schlimmste. Die bevorstehende Urlaubssaison könnte durch die täglich bedrohlicher werdende Umweltkatastrophe beeinträchtigt werden. Seit drei Tagen sind die weltbekannten weißen Strände der rund um Bordeaux gelegenen Departements Pyrénées-Atlantiques, Gironde, Landes und Charente-Maritime von kleinen bis mittelgroßen Ölflecken übersät. Der noch mindestens bis zum Wochenende herrschende Ostwind verschlimmert die Situation. Die Experten, die die Lage von Hubschraubern aus beobachten, berichteten am Freitag, bis zu zehn Quadratmeter große Ölteppiche aus dem Wrack des Schiffes, aus dem täglich immer noch hundert Tonnen Schweröl fließen, befänden sich nur noch 100 Kilometer vor den Traumküsten im Südwesten Frankreichs.

Die Wut der Fischer, Austernzüchter, Tourismusmanager und Regionalpolitiker entlädt sich auf allen Fernsehkanälen und hat mittlerweile auch den Elysée-Palast erfaßt. Staatspräsident Jacques Chirac veranlasste am Freitag ein gerichtliches Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt. „Alle im Fall der Prestige auch nur im mindesten Mitverantwortlichen müssen hart bestraft werden für diese Fahrlässigkeit, der Reeder, der Konstrukteur des Tankers, der Kapitän und die Versicherungen", erklärte Chirac im französischen Fernsehen. Er versicherte den Bewohnern der betroffenen Regionen seine Sympathie, Solidarität und jegliche Hilfe, nur: Bislang können die Behörden nicht viel mehr unternehmen, als Feuerwehrleute, Mitarbeiter des Technischen Hilfwerkes und Freiwillige zusammenzuziehen, die die Ölklumpen seit Tagen per Hand einsammeln. Das Problem: Die meisten Ölhäufchen, sind zu klein, um von den bereitstehenden Reinigungsmaschinen erfasst zu werden.

Dennoch wurde am Freitag auch im Departement Charente-Maritime unweit der Hafenstadt La Rochelle die höchste Alarmstufe ausgelöst, der Katastrophenplan „Polmar-Terre", der seit einem Monat bereits in den Regionen rund um das historische Seebad Biarritz und den für seine Austern bekannten Ferienort Arcachon gilt. Der Plan sieht unter anderem die Ausstattung der vorhandenen Fischerboote mit Spezialnetzen vor, mit denen die Ölflecken auf dem offenen Meer „abgefangen“ werden können.

Sabine Heimgärtner[Paris]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false