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Polizeiführer Holger Haufmann informierte in Recklinghausen am Donnerstag über Einzelheiten zu dem Fall.

© dpa

Paar aus Gelsenkirchen in Haft: Lidl-Erpresser wollten offenbar Haus in Spanien kaufen

Das festgenommene Paar erpresste die Discounterkette womöglich bereits Ende 2012 - und wollte sich offenbar nach Spanien absetzen.

Das wegen der Lidl-Erpressung festgenommene Paar aus Gelsenkirchen wollte mit dem geforderten Geld offenbar ein Haus in Spanien kaufen und Deutschland spätestens im September verlassen. Wie die Ermittler am Donnerstag in Recklinghausen weiter mitteilten, könnte auf das Konto der 54-jährigen Frau und des 48-jährigen Manns zudem ein weiterer Versuch, die Discounterkette zu erpressen, nach einer Bombenexplosionen Ende 2012 gehen.

Bezüglich des aktuellen Erpressungsfalls legten die in Untersuchungshaft sitzenden Verdächtigten demnach weitgehende Geständnisse ab. Die Beschuldigten sollen vom Lidl-Konzern mit Sitz in Neckarsulm eine Million Euro gefordert haben - nach einem Sprengstoffanschlag, den sie den Ermittlern zufolge am 15. April dieses Jahres in der Leergutannahme einer Hertener Lidl-Filiale begingen und bei dem eine Mitarbeiterin leicht verletzt wurde. Die beiden Beschuldigten waren nach intensiven Ermittlungen in der Nacht zum Dienstag festgenommen worden. Wie der Leitende Kriminaldirektor Holger Haufmann vor Journalisten mitteilte, hatten die Erpresser von Lidl die Einzahlung des geforderten Geldes auf Konten gefordert, bei denen eine Abhebung auf Guthabenbasis möglich ist. Andernfalls werde es weitere Sprengstoffexplosionen geben, drohten die Täter den Angaben zufolge.

Wie Haufmann berichtete, überwies Lidl Geld "in einem sehr überschaubaren Rahmen" auf die Konten. Dabei habe es sich um "nicht einmal zwei Promille der geforderten Summe" gehandelt, sagte der verantwortliche Polizeiführer in dem Ermittlungsverfahren. Die Tatverdächtigen wurden demnach bei dem Versuch festgenommen, Geld von einem der Konten abzuheben. Haufmann hob hervor, bei der Aufklärung des Erpressungsfalls habe es eine "sehr enge Zusammenarbeit mit der Firma Lidl" gegeben. Für die Discounterkette Lidl habe "die Sicherheit der Kunden und des Personals absolut im Vordergrund" gestanden.

Der Sprengstoffanschlag wird als Mordversuch gewertet

Bei dem womöglich ebenfalls von dem Gelsenkirchener Paar begangenen Lidl-Erpressungsversuch vor knapp vier Jahren waren den Ermittlern zufolge Sprengsätze an den Außenfassaden von zwei Lidl-Geschäften in Bochum und Bottrop gezündet worden. Auch damals erhoben die Erpresser eine Forderung in Millionenhöhe. Sie gaben den Erpressungsversuch demnach jedoch auf.

Im Zusammenhang mit dem neuerlichen Erpressungsfall stießen die Ermittler bei der Durchsuchung der Gelsenkirchener Wohnung beider Tatverdächtiger auf erdrückende Beweismittel. Sie fanden demnach unter anderem für die Erpressung benutzte Prepaid-Kontokarten, eine Anleitung zum Bombenbau - und auch ein per Computer verfasstes Erpresserschreiben.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem mutmaßlichen Erpresserpaar neben räuberischer Erpressung auch versuchten Mord vor. Hintergrund sind die Umstände der Explosion in dem Hertener Lidl-Markt Mitte April: Dabei hätten die Tatverdächtigen den selbstgebauten Sprengsatz per Fernzünder ausgelöst, sagte Haufmann. Die Strafverfolger werten dies als Mordversuch.

Die Recklinghäuser Polizeipräsidentin Frederike Zurhausen zeigte sich "sehr erleichtert" über die Aufklärung der Erpressung von Lidl. Es handle sich um ein "herausragendes Ermittlungsverfahren", das bei der Polizei Recklinghausen "höchste Priorität" gehabt habe, sagte die Behördenchefin. (AFP)

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