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Panorama: Palmen statt Parolen

Schirm statt Salsa: So richtig gemütlich wird es in Havanna für Ronald Schill nicht werden. Wirbelsturm „Ivan“ ist gerade weg, die Temperaturen fallen, die Luftfeuchtigkeit steigt.

Schirm statt Salsa: So richtig gemütlich wird es in Havanna für Ronald Schill nicht werden. Wirbelsturm „Ivan“ ist gerade weg, die Temperaturen fallen, die Luftfeuchtigkeit steigt. „Für uns ist jetzt Winterzeit“, sagt Wilson Cardozo vom kubanischen Fremdenverkehrsamt. Aber Schill wollte am Freitag trotzdem lieber in den warmen Regen reisen als daheim in Hamburg auf kalte Schultern starren: Der frühere Rechtsaußenparteiführer spricht von Auswanderung. Seine letzten Anhänger rechnen mit einer Winterpause unter Palmen.

Hamburg – Frankfurt – Havanna. Ein One-Way-Ticket habe er lösen wollen, ließ der Ex-Innensenator wissen, doch der Rückflugschein sei obligatorisch. Den wolle er nun verfallen lassen: „Ich wünsche meiner Heimatstadt alles Gute.“ Die Touristeneinreise ist in Kuba auf maximal 60 Tage befristet. Der Partykalender in Havanna kündigt für den November die Biennale, den Kongress „Arbeit und Gesundheit“, eine Fischereitagung sowie ein Gerontologentreffen an.

Seine Wohnung hatte Schill zum 30. September gekündigt: Möglicherweise kaufe er sich ein Segelboot in der Karibik. Nach einem früheren Kuba-Urlaub hatte der bizarre Sprücheklopfer vom „morbiden Charme des untergehenden Castro-Regimes“ geschwärmt. Am Tag vor seinem Abflug versammelte der 46-Jährige in einem Schlachthof-Bistro bei Filetsteak und Scampi Freunde und Geschäftsleute, darunter Corinna Jürgens, Ehefrau des Schlagersängers Udo.

Jeder fünfte Hamburger hatte 2001 Schill gewählt – CDU und FDP paktierten mit dem Rechtspopulisten. 2003 sorgte Schill für den Bruch, als er mit der Veröffentlichung einer angeblichen homosexuellen Beziehung zwischen Bürgermeister und Justizsenator drohte. Mit der Neuwahl 2004 flog „Richter Gnadenlos“ aus der Bürgerschaft. Für das Picknick an der Playa dürfte gesorgt sein: Die Berufung zum Senator bescherte Schill 175 000 Euro Übergangsgeld bis zum Sommer 2005. Danach stehen ihm als Amtsrichter a. D. monatlich rund 1500 Euro Pension zu – lebenslang. Ole von Beust sparte sich Abschiedsworte: „Die Sache ist erledigt. Herr Schill spielt in der Hamburger Landespolitik keine Rolle mehr“, sagte seine Sprecherin.

Günter Beling[Hamburg]

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