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Papst Benedikt XVI.: Kirche bestätigt Missbrauch in Ratzingers Bischofszeit

Im Missbrauchsskandal um katholische Geistliche in Deutschland steht nun auch Papst Benedikt XVI. persönlich im Blickpunkt. Er habe 1980 als Erzbischof der Versetzung eines offenbar pädophilen Priesters nach München zugestimmt, teilte die Erzdiözese München und Freising am Freitag mit.

In dem Fall geht es um den aus der Diözese Essen stammenden Priester H. Laut Untersuchungen der Arbeitsgruppe des Ordinariats München wurde dieser auf Bitten des Bistums Essen im Januar 1980 als Kaplan in der Erzdiözese München und Freising aufgenommen, um in München eine Therapie machen zu können. Aufgrund der Aktenlage müsse damals bekannt gewesen sein, "dass er diese Therapie vermutlich wegen sexueller Beziehungen zu Jungen machen sollte", bestätigte die Erzdiözese.

Nach Angaben der Diözese trug Joseph Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI., als Erzbischof von München und Freising damals die Versetzung mit. Der damalige Generalvikar habe H. jedoch "abweichend" von dieser Entscheidung "uneingeschränkt zur Seelsorgemithilfe in einer Münchner Pfarrei" eingesetzt. Seit 1980 war H. demnach fast ununterbrochen in der Gemeindearbeit tätig. 1986 wurde er wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger zu einer Bewährungs- und einer Geldstrafe verurteilt. Ab Oktober 2008 war er als Kur- und Tourismusseelsorger tätig.

"Der wiederholte Einsatz von H. in der Pfarrseelsorge war ein schwerer Fehler. Ich übernehme dafür die volle Verantwortung", erklärte der frühere Generalvikar Gerhard Gruber. "Ich bedauere zutiefst, dass es durch diese Entscheidung zu dem Vergehen mit Jugendlichen kommen konnte und entschuldige mich bei allen, denen Schaden zugefügt wurde." Der Sprecher des Bistums, Bernhard Kellner, sprach in der "SZ" von "schweren Fehlern", die in den 80er Jahren gemacht worden seien. Nun würden alle Akten auf sogenannte Altfälle untersucht.

Papst Benedikt XVI. gab den deutschen Bischöfen bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle Rückendeckung. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Zollitsch, sagte nach einem Treffen im Vatikan, Benedikt XVI. habe seine "nachdrückliche positive Unterstützung" für die eingeleiteten Maßnahmen erklärt. Der Papst habe seinem Bericht "mit großer Betroffenheit und tiefer Erschütterung" zugehört.

Seit Ende Januar sind weit mehr als hundert Fälle in den meisten der 27 deutschen Bistümer ans Licht gekommen. Den Ausgang nahm der Skandal vom Canisius-Kolleg, einem Berliner Jesuitengymnasium. (dpa/AFP)

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