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Panorama: Papst wird künstlich ernährt

Der Vatikan spricht offiziell immer noch von einer "Genesung", doch Papst Johannes Paul II. geht es offensichtlich wieder schlechter. Nun wird das Kirchenoberhaupt mit einer Magensonde ernährt. Möglicherweise steht ein weiterer Krankenhausaufenthalt an.

Berlin (30.03.2005, 16:54 Uhr) - Der Leidensweg von Papst Johannes Paul II. geht weiter: Am Mittwoch scheiterte ein zweiter verzweifelter Versuch, wenigstens ein paar Worte zu den Gläubigen auf dem Petersplatz zu sprechen. Auch wird der Pontifex aus Angst vor einer Infektion immer strenger isoliert. Gut vier Wochen nach seiner Luftröhrenoperation mag niemand in Rom mehr von «Genesung» reden - nur der Vatikan hält in seinen offiziellen Erklärungen daran fest.

Die Sonde, die dem an Schluckbeschwerden leidenden 84-jährigen Papst die Nahrungsaufnahme erleichtern soll, besteht aus einem Schlauch, der ihm durch Nase und Speiseröhre in den Magen geleitet wird. Unklar ist, ob der Papst die Sonde ständig trägt oder nur zeitweise. Auch der genaue Beginn der künstlichen Ernährung wurde nicht mitgeteilt. Seit längerem schon bereitet die Gewichtsabnahme den Ärzten große Sorge. Auch am Mittwoch sahen die Gläubigen in Rom erneut das Bild einer schleichenden Verschlechterung: Der Papst wirkte abgemagert, nervös und fahrig, mehrfach entglitten ihm seine Gesichtszüge. Und trotz mehrerer Anläufe versagte ihm erneut die Stimme. Die ganze Welt sieht: Er kann nicht mehr.

Das scheint Vatikansprecher Joaquín Navarro-Valls geflissentlich zu übersehen. Auch die jüngste offizielle Erklärung des PR-Strategen besteht aus chronischen «Erfolgsmeldungen»: Der Heilige Vater verbringe viele Stunden am Tag im Sessel, er feiere die Messe in seiner Privatkapelle im Vatikan, er halte engen Kontakt zu seinen Mitarbeitern und verfolge die Arbeit der Kirche. Das klingt, als füge sich alles zum Besten.

Allerdings muss auch der rührige Sprecher Navarro-Valls, ein Spanier, erstmals offen einräumen, dass die «Genesung» nur langsam voranschreite. Wörtlich: «Die Heilige Vater setzt seine langsame und schrittweise Genesung fort.» Inoffiziell ist in Rom freilich längst von einer Verschlechterung die Rede. Alle weiteren Termine wurden abgesagt - niemand glaubt etwa noch daran, dass Karol Wojtyla, wie noch vor Monaten geplant, am Weltjugendtreffen im August in Köln dabei sein kann.

Immer wieder, seit dem ersten Krankenhausaufenthalt Anfang Februar, hatten der Vatikan und hohe Kardinäle versucht, das Bild einer Besserung aufrecht zu erhalten: Zwei Mal wurde die Rückkehr aus der Gemelli-Klinik in den Vatikan geradezu wie ein Triumphzug zelebriert. Der deutsche Kurienkardinal Joseph Ratzinger hatte schon kurz nach der Operation am 24. Februar berichtet, der Papst habe sich mit ihm «auf Deutsch und auf Italienisch» unterhalten.

So streut der Vatikan auch die Version, intern und im kleinen Kreis schaffe der Papst es, seine Stimme vernehmen zu lassen. Wenn auch sehr leise. Nur vor dem Publikum auf dem Petersplatz und am Fernsehen schaffe der einstige «Medienpapst» das nicht - angeblich, weil er «zu aufgeregt» und «emotional zu bewegt» sei. Doch all dies beruhigt die Gläubigen nicht mehr. Italienische Medien spekulieren gar, der alte Mann müsse demnächst wieder in die Klinik, dann müsse ihm eine permanente Magensonde eingesetzt werden. Das wäre dann die nächste Etappe auf dem Leidensweg. (Von Peer Meinert, dpa)

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