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Panorama: Pendolino in England verunglückt

Ein Todesopfer – Weiche offenbar defekt

Von Markus Hesselmann

Ruth Colton las gerade ein Buch, als ein schweres Schlingern des Zuges sie aufschreckte. „Es kam mir vor, als ob unser Waggon von einer Windböe erfasst wurde. Auf einmal kippte er zur Seite weg“, sagte die Passagierin des Intercitys von London nach Glasgow, der am Freitagabend im Nordwesten Englands entgleist ist, dem Rundfunksender BBC. Eine 84-jährige Frau kam bei dem Zugunglück in der Nähe des Dorfes Grayrigg ums Leben. 22 der 120 Passagiere wurden in Krankenhäusern behandelt, fünf Menschen wurden schwer verletzt.

Bei Untersuchungen zur Unglücksursache konzentrierten sich die Ermittler zunächst auf Weichen, an denen unlängst Arbeiten vorgenommen worden waren. Der verunglückte Zug gehört Virgin Trains, einem Unternehmen des britischen Milliardärs Richard Branson. „Ich bin zu fast 100 Prozent sicher, dass es nicht am Zug lag“, sagte Branson. Ein Sicherheitscheck kurz vor der Fahrt habe nichts Auffälliges ergeben. Der Zug vom Typ Pendolino sei „gebaut wie ein Panzer“ und sehr sicher. Die Neigetechnik, die es dem Zug ermöglicht, auch in Kurven schnell zu fahren, war auch in Deutschland umstritten, gilt aber inzwischen als sicher. An der Unglücksstelle war der Zug laut Virgin mit Tempo 150 unterwegs gewesen.

Der Unfall von Grayrigg ist das siebte Zugunglück mit Todesopfern seit 1997 in Großbritannien. Zuletzt starben 2004 in Reading sieben Menschen. Immer wieder gab es Kritik an der Privatisierungspolitik, die seit Margaret Thatcher zum Credo britischer Regierungen gehört. Die Züge werden von profitorientierten Firmen betrieben. Die Schienen gehören dem Unternehmen Network Rail, einem privaten, nicht profitorientierten Unternehmen, das 2002 gegründet worden ist, um das britische Schienensystem zu betreiben. Network Rail wollte gestern zur Unglücksursache noch nicht Stellung nehmen.

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