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Erdbeben in Peru

© AFP

Peru: "Wie nach einem Bombenangriff"

Die Küstenstadt Pisco im Süden von Peru ist von dem verheerenden Erdbeben fast völlig zerstört worden. Noch immer hoffen die Einwohner der Stadt auf Überlebende.

"Herr Präsident, wir brauchen Särge", schallt es Perus Präsident Alan García entgegen, als der in der fast völlig zerstörten Stadt Pisco im Süden des Landes eintrifft: Die Küstenstadt mit ihren rund 130.000 Einwohnern wurde von dem verheerenden Erdbeben vom Mittwoch am schwersten getroffen und fast völlig zerstört. Die Stadt sehe aus "wie nach einem Bombenangriff", sagt Perus Kongresspräsident Luis Gonzales Posada sichtlich bewegt zu den Bildern der Zerstörung.

Die Menschen in Pisco sind verzweifelt: Mindestens 300 ihrer Mitbewohner sollen durch die Erdstöße ums Leben gekommen sein, viele Opfer werden noch unter den Trümmern vermutet - auch unter dem Schutt und Geröll der einst malerischen Kirche San Clemente aus dem 18. Jahrhundert. Während des Bebens der Stärke 8,0 auf der Richterskala fand in dem Gotteshaus gerade eine Totenmesse statt. Als es einstürzte, fanden zahlreiche Menschen den Tod. Wie durch ein Wunder wurden am Donnerstag eine Frau und fünf weitere Gottesdienstbesucher lebend geborgen.

Von der Kirche stehen nur noch die Front und zwei Glockentürme - der Rest ist ein einziger Schuttberg. Roberto Davalos aus Pisco steht neben den Ruinen, er ist verstört und müde. Seine Mutter und seine Schwester waren in dem Gebäude, aber er will die Hoffnung nicht aufgeben: "Sie haben doch sechs Leute geborgen." Seit Stunden gräbt die Feuerwehr, doch den Umstehenden geht das nicht schnell genug. Die Feuerwehrmänner sollen schneller arbeiten, fordern sie, die Ungeduldigsten helfen selber mit. Sie glauben, immer noch Hilferufe von Überlebenden aus den Trümmern zu hören. Die Rettungskräfte halten die Menschen zurück, zu gefährlich ist das Betreten der Ruine. "Wir wollen nicht noch mehr Tote", ruft ein Rettungshelfer verzweifelt.

Hilflosigkeit und Kummer beherrschen auch die Gedanken der Stadtoberen. 70 Prozent seiner Stadt seien zerstört, sagt Bürgermeister Juan Mendoza schluchzend: Hunderte Leichen lägen in den Straßen. "Es ist unbeschreiblich." Er flehe zu Gott, dass so etwas nie wieder geschehe. Kongresspräsident Posada spricht mit zitternder Stimme im Rundfunk von "zerstörerischen Schäden". "Wir haben hier Tausende, die etwas zu essen brauchen."

Als Präsident García zu einem Rundgang durch die zerstörte Stadt eintrifft, bedrängen ihn dutzende Hilfesuchende. Auf dem Marktplatz sieht er rund 50 Leichen, die noch nicht identifiziert wurden. "Ich werde nicht weggehen, bis eure Probleme gelöst sind", verspricht er den Bewohnern der Stadt. Dann fügt er hinzu, es seien 150 Särge unterwegs.

Reynaldo Munoz[AFP]

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