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Philippinen: Kaum Hoffnung auf Überlebende

Die durch einen Taifun ausgelöste Schlammlawine in der Region Bicol im Herzen des philippinischen Inselreichs hat vermutlich weit mehr als 1000 Menschen unter sich erstickt.

Legaspi - Das wirkliche Ausmaß der Katastrophe werde möglicherweise nie ans Tageslicht kommen, erklärte der nationale Präsident des Roten Kreuzes, Richard Gordon. Es sei wichtig, dass so viele Vermisste gefunden würden wie möglich, doch an irgendeinem Punkt müsse jede Suche für beendet erklärt werden. Das Rote Kreuz sprach am Sonntag von mindestens 800 Menschen, die tot oder vermisst seien. Hoffnung auf Überlebende gab es kaum noch. Präsidentin Gloria Arroyo rief am Sonntag den nationalen Katastrophenzustand aus und kündigte Nothilfen von umgerechnet etwa 15,2 Millionen Euro für das Unglücksgebiet an. Spanien, das bereits ein Team mit Suchhunden entsandt hat, kündigte die Bereitstellung eines Flugzeugs mit medizinischen Hilfsgütern an. Kanada sagte knapp 700.000 Euro Hilfe zu, Japan wollte Zelte und Decken für etwa 130.000 Euro schicken.

Auch am dritten Tag, nachdem wegen schwerer Regenfälle am Abhang des Vulkan Mayon die tödlichen Schlammlawinen abgegangen waren, gingen die Rettungseinsätze im Gebiet nahe der Provinzhauptstadt Legaspi mit Hochdruck weiter. Die Zerstörung von Strom- und Telefonnetzen sowie die ausgefallene Trinkwasserversorgung erschwerten den Helfern den Einsatz. Die Schlammmassen erreichten nach Angaben des Roten Kreuzes 31 Dörfer mit zusammen fast 15.000 Einwohnern. Zwei Dörfer seien dabei "von der Landkarte radiert", sagte eine Mitarbeiterin. Rund 500 Dörfer und Siedlungen wurden zudem durch den Taifun Durian in Mitleidenschaft gezogen.

Bevölkerung war gewarnt

In Legaspi sorgte der Taifun für ein Bild der völligen Verwüstung. Tier-Kadaver, Autowracks und Schutt säumten die Straße in Richtung des Orts Guinobatan. Von dem Örtchen Cullat, in dem einmal etwa 60 Häuser standen, ragten aus dem Schlamm nur noch die Reste einer einzigen Behausung hervor. "Als der Schlamm kam, sind wir hinausgelaufen", berichtete die 22-jährige Rea Buen: "Ich drehte mich um und sah, wie Verwandte und Freunde vom Schlamm weggerissen wurden - alles was ich tun konnte war zuzuschauen."

Die Gefahr war bekannt. Nachdem der Vulkan im August wieder an Aktivität gewann, waren etwa 30.000 Menschen aus dem Gebiet geflohen, kehrten aber trotz aller Warnungen in ihre Heimatorte zurück. Die Regierung habe die Bevölkerung vor dem herankommenden Taifun drei Tage zuvor gewarnt, sagte der Leiter der staatlichen Wetterstation Nathaniel Cruz.

Vor allem der Norden und die zentraler gelegenen Inseln der Philippinen werden jedes Jahr im Durchschnitt von 20 Wirbelstürmen betroffen. Zugleich sorgen die etwa 20 aktiven Vulkane der Inselgruppe im Durchschnitt täglich sechsmal dafür, dass die Erde bebt. Diese Mischung sorgt für die gefährlichen Schlammlawinen, die sogenanten Lahare, die sich bei schweren Regenfällen aus den Ablagerungen großer Mengen von Asche an den Abhängen der Vulkane bilden und sich sehr schnell abwärts wälzen. Auf der östlich gelegenen Insel Leyte hatten in diesem Jahr schwere Regenfälle in dem ländlichen Gebiet von Guinsaugon eine Schlammlawine ausgelöst, die etwa 1800 Menschen in den Tod riss. (tso/AFP)

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