zum Hauptinhalt
beinhorn

© dpa

Pionierin: Grande Dame der deutschen Fliegerei ist tot

Sie war eine Abenteurerin und Deutschlands berühmteste Fliegerin: Die Luftfahrtpionierin Elly Beinhorn ist im Alter von 100 Jahren gestorben.

"Sie ist ganz friedlich eingeschlafen", bestätigte eine Sprecherin des Seniorenheims in Ottobrunn bei München. Die Trauerfeier für die bereits am Mittwoch gestorbene Rekordfliegerin fand am vergangenen Freitag im engsten Familienkreise statt.

Die am 30. Mai 1907 als einzige Tochter eines Hannoveraner Kaufmanns geborene Elly Beinhorn war die erste Frau, die Anfang der 1930er Jahre die Welt in einem Flugzeug umrundete. Fliegen und Autofahren waren die Leidenschaften der Tochter aus gutem Hause - und damit drang sie in von Männern beherrschte Domänen ein.

Schon 1928 erwarb Beinhorn auf der Sportfliegerschule der Deutschen Luftfahrt AG in Berlin-Staaken den Sportfliegerschein. Das war ihr nicht genug. Es folgten die Scheine für Kunstflug, Seeflug und die Blindflugausbildung. Das Flieger-Idol Ernst Udet, der im Nazi-Regime bis zum Generaloberst aufstieg, sich aber 1941 das Leben nahm, warnte sie inständig: "Liebes Kind, wenn Du so weiter machst, fällst Du bald ganz anständig auf die Schnauze." Wenige Wochen später war Ellys erstes kleines Flugzeug nur noch ein Trümmerhaufen. Ihr Telegramm an Udet ist oft kolportiert worden: "Vorausgesagter Bruch hat planmäßig stattgefunden."

Weltruhm durch Flug nach Afrika

Elly Beinhorn wurde über Nacht weltbekannt, als sie 1931 im Alter von 24 Jahren mit einem Flugzeug des Herstellers Klemm eine 7000 Kilometer lange Strecke allein nach Afrika flog. Auf dem Rückflug blieb sie vier Tage in der Wüste verschollen. Sie hatte notlanden müssen und konnte das rettende Timbuktu erst nach einem strapaziösen 50-Kilometer-Marsch erreichen.

Unverdrossen startete sie Ende 1931 mit einer kleinen, nur 80 PS starken Klemm-Argus zu einem sieben Monate dauernden Rundflug um die Welt. Elly Beinhorn bewältigte den Himalaja, nahm Kurs auf Kalkutta, Bangkok und Bali und landete schließlich am 19. März im westaustralischen Perth. Bis Ende Juli hatte sie alle fünf Kontinente überquert. Beinhorn stellte weitere Rekorde auf: 1935 schaffte sie den 3470-Kilometer-Flug Berlin - Bosporus und zurück in dreizehneinhalb Stunden. Noch populärer wurde sie durch weitere Rekordflüge zum Beispiel drei Kontinente in 24 Stunden.

Heirat mit Rennfahrer

Zum Liebling einer ganzen Nation wurde Elly Beinhorn, als sie 1936 den erfolgreichen Automobilrennfahrer Bernd Rosemeyer heiratete. Die blendend aussehende Beinhorn und der junge Rennstar galten als deutsches Traumpaar der 1930er Jahre. Doch es war nur ein kurzes Glück. Bernd Rosemeyer verunglückte 1938 bei Weltrekordversuchen auf der Autobahn bei Frankfurt tödlich, als ihn bei Tempo 450 eine Windböe traf. Elly Beinhorn sagte später einmal über die gemeinsame Zeit: "Es waren die schönsten und tiefsten Jahres meines Lebens."

Mit 72 Jahren gab Elly Beinhorn ihren Pilotenschein zurück. "Aber bis dahin bin ich 51 Jahre lang mit Anstand geflogen", erklärte sie stolz. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte die zuletzt auf einen Rollstuhl angewiesene Beinhorn in einem Seniorenstift. Als ruhige und "sehr nette Frau" ist sie dort in Erinnerung geblieben. Ihr Sohn Bernd Rosemeyer, ein Mediziner, und die beiden Enkel besuchten sie regelmäßig, auch noch kurz vor ihrem Tod.

Karl Morgenstern, Dorothea Hülsmeier[dpa]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false