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Prähistorisches Abenteuer: Schilfboot "Abora III" bricht Atlantiküberquerung ab

Das Wetter hat dem abenteuerlichen Projekt ein Ende gesetzt: Die Crew des Schilfboots "Abora III" brach ihren Versuch den Atlantik zu überqueren ab, weil das nach mehreren Stürmen schon stark beschädigte Schiff erneut auf eine Schlechtwetterfront zusteuerte.

Die abenteuerliche Atlantiküberquerung mit dem nachgebauten Steinzeit-Schilfboot "Abora III" ist gescheitert. Nach 56 Tagen auf See brach der Expeditionsleiter, der Chemnitzer Experimentalarchäologe Dominique Görlitz, wegen einer erneuten Schlechtwetterfront das Experiment ab. Die elfköpfige Crew sei etwa 900 Kilometer vor den Azoren auf ein Begleitboot umgestiegen, teilte der Sprecher des Projekts, Michael Grünert, mit. Es habe erneut starker Wind bis zu Windstärke sechs (39 bis 49 Stundenkilometer) geherrscht; eine Weiterfahrt in dem nach mehreren Stürmen nur provisorisch reparierten Boot sei nicht mehr zu verantworten gewesen.

Görlitz und seine zehn Begleiter waren am 11. Juli in New York mit dem Nachbau des steinzeitlichen Bootes gestartet. Der 41 Jahre alte Biologielehrer wollte mehr als 7400 Kilometer bis nach Spanien schaffen, um zu beweisen, dass eine Atlantiküberquerung schon vor 14.000 Jahren möglich war und auf diese Weise zum Beispiel die Tabakpflanze nach Europa kam. Mit Vorgängerbooten hatte Görlitz zuvor das Mittelmeer erfolgreich überquert.

Angeschlagenes Boot dem Wasser überlassen

"Wir hatten unglaubliches Wetterpech", sagte Grünert. Das erwartete Azorenhoch sei ausgeblieben. Stattdessen wurden für die nächsten Tage weitere Tiefdruckgebiete vorausgesagt. Zwei orkanartige Stürme hatten der "Abora" bereits zuvor heftig zugesetzt. Auf offener See musste die Mannschaft etwa drei Meter des beschädigten Hecks abschneiden, um segeltüchtig zu bleiben. Danach war das Boot aber nur noch für maximal Windstärke vier ausgelegt.

Das Schilfboot überließ Görlitz beim Abbruch des Experiments dem Wasser. Die wichtigsten Gegenstände seien an Bord des Begleitbootes gebracht worden, berichtete Grünert. Dann seien die Hauptseile, die das Schilfboot zusammenhielten, zerschnitten worden. Die Mannschaft wird vermutlich am Sonntag auf den Azoren eintreffen.

Pläne für nächste Überfahrt stehen bereits

Trotz des Abbruchs zog Görlitz ein positives Fazit. "Die Erfahrungen liefern uns neue Erkenntnisse über die Ausbreitungsmöglichkeiten vorzeitlicher Kulturvölker", wird der Chemnitzer Forscher in der Mitteilung zitiert. Er beharrt auf seiner Annahme, dass eine Atlantiküberquerung mit Schilfbooten schon in der Steinzeit möglich war. "Trotz mancher moderner Hilfsmittel besitzen wir nicht alle Erkenntnisse der Steinzeittechnik", erklärte Görlitz. "Wir stehen am Anfang eines langen Lernprozesses." Deshalb gebe es bereits Pläne für eine "Abora IV". (mit dpa)

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