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Prozess: 58-Jähriger bringt seine Frau um - 12 Jahre Haft

Weil er depressiv war und Selbstmordgedanken hegte, ermordete ein Mann aus Hildesheim seine Frau. Grund: Sie sollte nach seinem Tod nicht allein bleiben. Nach der Tat lebte der 58-Jährige zwei Monate mit seiner toten Ehefrau unter einem Dach.

Ein 58-Jähriger aus Hildesheim, der im Mai seine Frau getötet und dann noch fast zwei Monate lang mit ihrer Leiche unter einem Dach gelebt hat, ist zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Hildesheimer Landgericht sprach den Mann am Montag des Mordes schuldig, ging nach Angaben des Sprechers allerdings von einer verminderten Schuldfähigkeit des schwer depressiven Angeklagten aus. Der 58-Jährige hatte die Tat zum Prozessauftakt gestanden.

Der Mann hatte nach dem Verlust seiner Stelle als Getränkemarkt-Filialleiter im Sommer 2006 und angesichts wachsender Verschuldung zunächst zwei Mal sich selbst das Leben zu nehmen versucht. Im Juli und September 2007 schnitt er sich jeweils die Pulsadern auf, überlebte aber. Als seine Frau ihm sagte, sie wolle nicht allein zurückbleiben, reifte in ihm der Entschluss, sie ebenfalls zu töten. Das setzte der Angeklagte Mitte Mai um: Nach eigenen Angaben schlug er seine Frau zunächst mit einem Lampenfuß. Als die 72-Jährige ins Arbeitszimmer floh, griff er nach einem Messer, das er für seine im Anschluss geplante eigene Selbsttötung zurechtgelegt hatte, und stach ihr zwei Mal in die Brust. Dann erstickte er seine immer noch lebende Frau mit einem Kissen.

Den Mut, auch sich selbst das Leben zu nehmen, fand der Angeklagte dann nicht mehr - der Einschätzung eines Gutachters zufolge hatte er mit der Tötung seiner Frau sein "angestautes Aggressionspotenzial verbraucht". Die Folgezeit verbrachte der 58-Jährige nach eigenen Angaben überwiegend vor dem Fernseher, wo er sich die Spiele der Fußball-EM und ausgeliehene Videos angeschaut habe. Die Leiche seiner Frau ließ er im Arbeitszimmer liegen, bis ein Bekannter des Paares aufgrund des Verwesungsgeruchs im Flur des Mehrfamilienhauses im Juli die Polizei rief. Der Angeklagte selbst hat einen gestörten Geruchssinn und nahm den Leichengeruch nicht wahr. (nal/AFP)

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