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Prozess: Arzt wegen versuchten Mordes an Patientin vor Gericht

Ihm wird vorgeworfen, seine Patientin nicht richtig behandelt zu haben. Er beteuert jedoch, er habe nur ihre Qualen verkürzen wollen. Nach dem Tod einer 82-Jährigen muss ein Gericht feststellen, inwieweit ihr Arzt am Tod beteiligt gewesen ist. Außerdem werfen einige Lücken in den medizinischen Gutachten Fragen auf.

Nach dem Tod einer 82 Jahre alten Patientin in Mannheim hat ihr Arzt Mordvorwürfe von sich gewiesen. Zugleich räumte er vor Gericht ein, bei der Frau Insulin abgesetzt sowie die Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr begrenzt zu haben.

"Es war ein Bild des Jammers", sagte der Mediziner am Montag vor dem Landgericht Mannheim. "Ich wollte durch die Therapie-Reduzierung die Quälerei der Frau - das heißt bei lebendigem Leib zu verfaulen - reduzieren". Der 64-Jährige muss sich wegen versuchten Mordes verantworten.

Keine Hoffnung auf Heilung

Laut Anklage hatte der Arzt im September 2003 die Diabetes-Medikamente der Frau willkürlich abgesetzt. Zudem soll er die Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr der Seniorin stark reduziert haben, um sie zu töten. "Ich wollte mich nie zum Herrn über Leben und Tod aufschwingen", beteuerte dagegen der Angeklagte.

Für die 82-Jährige habe es keinerlei Hoffnung auf Heilung oder Besserung gegeben. Die Demenzkranke sei zwangsernährt worden. Das habe er als menschenunwürdig empfunden. Als ihr Hausarzt habe er das Leid seiner Patientin lindern wollen, damit der Sterbeprozess seinen natürlichen Verlauf nehmen kann.

Gefälschte Patientenverfügung

Die Seniorin war im Juli 2004 gestorben, nachdem laut Anklage eine unbehandelte Diabetes zum Nierenversagen geführt hatte. Das Schwurgericht muss jetzt die Rolle des Mediziners beim Tod der 82-Jährigen klären. Die Staatsanwaltschaft hat mehrere medizinische Gutachten eingeholt, um den Zusammenhang zwischen dem Handeln des Arztes und dem Tod belegen zu können. Lückenlos ist dies nicht gelungen. Die Gutachten stellen nicht eindeutig fest, dass der Arzt das Nierenversagen verschuldet hat. Darum wurde lediglich Anklage wegen versuchten Mordes erhoben.

Die Staatsanwaltschaft stützt ihren Vorwurf neben Gutachten und Zeugenaussagen auf eine gefälschte Patientenverfügung. Diese hatte der Arzt während der Ermittlungen gegen sich vorgelegt. Darum wird ihm auch Urkundenfälschung vorgeworfen. Der Arzt räumte diese Tat in vollem Umfang ein. "Ich schäme mich, dass ich diesen schweren Fehler begangen habe", sagte er. Er habe aus Verzweiflung über seine ihm aussichtslos erscheinende Lage gehandelt. Das Urteil wird am 12. September erwartet. (pb/dpa)

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