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Prozessauftakt: Frauenmörder fordert Ausschluss der Öffentlichkeit

Sieben Morde an jungen Frauen hat der Franzose Michel Fourniret gestanden. Fassen konnte ihn die Polizei nur, weil einem weiteren Entführungsopfer die Flucht gelang. Opfer-Angehörige halten aber jemand anderen für mindestens genauso schuldig.

Eine Spezialeinheit der Polizei muss ihn ins Gericht bringen, um ihn vor möglichen Racheakten zu schützen:

Knapp vier Jahre nach seiner Festnahme ist der Prozess gegen geständigen Serienmörder Michel Fourniret eröffnet. Der 65-jährige Franzose fordert zum Auftakt im nordostfranzösischen Charleville-Mézières als erstes den Ausschluss der Öffentlichkeit. Ansonsten will er schweigen. Fourniret soll in Frankeich und Belgien sieben junge Frauen und Mädchen vergewaltigt und ermordet haben. Mit auf der Anklagebank sitzt seine Frau Monique Olivier, die ihm nach eigenen Angaben bei seiner "Jagd auf Jungfrauen" geholfen hatte. In einem Fall soll sie laut Anklage auch an der Ermordung eines Opfers beteiligt gewesen sein.

Der 2003 in Belgien festgenommene Fourniret verweigert stehend und mit verschränkten Armen die Angaben zu seiner Person und hält ein Blatt hoch mit der Aufschrift "Ohne Ausschluss der Öffentlichkeit bleibe ich stumm". Schließlich übergibt er dem Vorsitzenden Richter Gilles Latapie eine Erklärung. Darin erläutere er die Gründe für seine Entscheidung "den Prozess zu boykottieren". Er fordert das Gericht auf, das Schriftstück den Opferfamilien zu verlesen. Eine Entschuldigung bei den Angehörigen hatte Fourniret immer abgelehnt.

Sexuelle Fantasien zunächst in Briefen formuliert

Der ehemalige Elektriker muss sich wegen Morden in den Jahren zwischen 1987 und 2001 verantworten. Seine Frau Monique Olivier diente der Anklage zufolge als Lockvogel, um die Opfer im Alter von zwölf bis 21 Jahren bei der Entführung in Sicherheit zu wiegen. Unter dem Eindruck der langen Haftstrafe für die Frau des belgischen Serienmörders Marc Dutroux hatte Olivier ihren Mann im Jahr 2004 beschuldigt, insgesamt elf Morde begangen zu haben. Fourniret, der bis dahin eisern geschwiegen hatte, gestand darauf die nun verhandelten sieben Morde.

Im Gegensatz zu ihrem Mann will Olivier jeden Tag an dem bis Mai angesetzten Prozess teilnehmen, wie ihr Anwalt Jacques Deslandes sagte. Sie wolle sich auch bei den Opfern "entschuldigen und um Vergebung bitten". Olivier hatte Fourniret über eine Anzeige kennengelernt, als dieser wegen Vergewaltigung in Untersuchungshaft saß. Beide schrieben sich darauf Briefe, in denen Fourniret seine sexuellen Fantasien auslebt und Olivier auffordert, ihm eine "Jungfrau" zu schenken.

"Sie ist die Intelligentere von beiden"

Nach seiner Freilassung 1987 entführte Olivier alleine die 17-jährige Isabelle Laville und brachte sie zu Fourniret. Der vergewaltigte und ermordete die Schülerin. Die Verteidigung verfolgt die Strategie, Olivier als hörige und praktisch willenlose Hel

ferin des Serienmörders darzustellen. Für viele Angehörige ist sie aber treibende Kraft. "

Sie ist die Intelligentere von beiden", sagte Jean-Pierre Laville, Vater der getöteten Isabelle, der Zeitung "Le Parisien". "In ihrer kriminellen Vereinigung war er das Auto und sie das Benzin."

An dem bis Ende Mai angesetzten Prozess nehmen dutzende Angehörige teil. Für sie geht es auch um die Frage, warum Polizei und Justiz fast 16 Jahre brauchten, um Fourniret nach seinem ersten Mord festzunehmen. Auch dies gelang nur durch einen Zufall. Denn 2003 konnte ein Entführungsopfer dem Franzosen in Belgien entkommen und sein Auto samt Kennzeichen beschreiben. Erstmals in der französischen Justizgeschichte werden in dem Verfahren nun auch Fälle aus Belgien mitverhandelt. (sf/AFP)

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