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Demonstranten von "Bonn stellt sich quer" forderten am Samstag Fairness und Sachlichkeit.

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Update

Prügeltod eines 17-Jährigen in Bonn: Rechte und Gegendemonstranten auf der Straße

Die Stimmung ist aufgeheizt nach der Prügelattacke in Bonn. Rechte unterstellen, Ausländer seien für den Tod eines 17-Jährigen verantwortlich.

Nach dem Prügeltod eines 17-Jährigen in Bonn sind am Samstag Rechtsextreme und Gegendemonstranten auf die Straße gegangen. An dem von der rechten Szene organisierten Protestmarsch "Stoppt die Gewalt" im Bonner Stadtteil Bad Godesberg nahmen nach Angaben der Polizei rund 50 Demonstranten teil - deutlich weniger als von den Veranstaltern erwartet. Anlass waren Spekulationen über einen möglichen Migrationshintergrund der mutmaßlichen Schläger.

An der von mehreren Parteien, Kirchen und Gewerkschaften unterstützten Gegendemonstration "Bonn stellt sich quer" beteiligten sich laut Polizei rund 400 Menschen. Die Rechtsextremen wollten die Gewalttat an dem 17-Jährigen für ihre Zwecke instrumentalisieren, kritisierte das Bündnis der Gegendemonstranten. Die rechtsgerichtete Kundgebung unterstellte, Ausländer seien für die Prügel-Attacke verantwortlich.

Organisatorin der rechtsextremen Veranstaltung war "Dügida"- und "Bogida"-Aktivistin Melanie Dittmer, die vor zwei Wochen vom Amtsgericht Düsseldorf wegen Volksverhetzung zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt wurde. Sie durfte nach Auflage der Bonner Polizei aber keine Reden halten. Das Verwaltungsgericht Köln hatte am Freitag das Redeverbot für Dittmer bestätigt. Dafür sprach vor Ort die Nürnberger Rechtsextremistin Ester Seitz.

Der 17-jährige Niklas P. war in der Nacht zum 7. Mai in Bonn-Bad Godesberg von mehreren Tätern brutal niedergeschlagen worden. Ein Notarzt reanimierte den Schüler am Tatort. Anschließend wurde er in eine Klinik gebracht, in der er in der Nacht zum Freitag seinen lebensgefährlichen Verletzungen erlag. Die Polizei fahndet nach mehreren Verdächtigen. Zu drei mutmaßlichen Tätern liegen der Polizei Zeugenbeschreibungen vor. Zwei der jungen Männer sollen demnach eine braune Hautfarbe gehabt haben. Beide sprachen akzentfrei Deutsch. Eine Polizeisprecherin sagte der Nachrichtenagentur AFP am Samstag, dass es bei der Fahndung bislang keine neuen Erkenntnisse gebe. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Schläger führen, setzte die Staatsanwaltschaft 3000 Euro Belohnung aus.

Der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) sagte, dass man dem getöteten Jugendlichen am Ort des Überfalls die Ehre erweisen und den Platz nicht den Rechten überlassen wolle. "Es ist abscheulich, dass die Rechten an diesem Ort nur einen Vorwand für ihre Fremdenfeindlichkeit suchen. Lassen Sie uns deshalb gemeinsam trauern, damit dieser Ort nicht noch weiter entwürdigt wird."

Das fremdenfeindliche Vorgehen der Rechten sei besonders perfide, kritisierte Sridharan. Der getötete Jugendliche habe nämlich gerade muslimische Freunde an seiner Seite gehabt, die ihn vor den Angreifern zu schützen versucht hätten und verletzt worden seien. "Wir werden in der nächsten Woche darüber beraten, welche Konsequenzen wir hier in Bonn aus dem Vorfall ziehen müssen", sagte der Oberbürgermeister. Man müsse darauf hinarbeiten, in dieser Stadt gerade über die Schulen alle Jugendlichen zu erreichen und präventiv zu wirken, damit eine solche Tat nicht mehr geschehe. "Auf keinen Fall dürfen wir das Thema den Rechten überlassen." (AFP/dpa/epd)

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