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Panorama: „Psssscht, Ruhe!“

Wie der Grüne Cem Özdemir den Contest erlebte

Berlin Die große Nacht des großen Preises – das Finale des Grand Prix wurde in der Nacht zum Sonntag in Kneipen und Tanzklubs in der ganzen Stadt verfolgt. Die Diskothek SO36 platzte aus allen Nähten, und im Multiplexkino Cinemaxx am Potsdamer Platz bevölkerten Fans den ganzen Abend über die Lounge im ersten Stock, weil man die Übertragung des Contests in einen Saal mit nur 160 Plätzen verbannt hatte.

Auch das türkische Restaurant Agora in Prenzlauer Berg lag im Grand-Prix-Fieber. Cem Özdemir, Kandidat der Grünen für das Europaparlament, war mit zwei Dutzend Parteikollegen gekommen und die waren genauso für Max wie die türkischstämmigen Gäste. Zweimal hintereinander würde die Türkei sowieso nicht gewinnen, hieß es dort, und Max sei doch ein prima Sänger. Nur ein schwedisches Pärchen saß mit leuchtend rotem Sonnenbrand ratlos inmitten der ganzen Max-Euphoriker – die beiden fanden den Waldshuter wenig beeindruckend. Sonst aber waren sich alle einig: Max macht’s. Und zunächst schien die Konkurrenz auch schwach. Der Spanier Ramón sei „ein knusprig Gebratener, dem die Frauen die Gitarre hinterher tragen“, spottete man. Die niederländschen Sänger ließen die Mundwinkel der Zuschauer verächtlich nach unten sinken. Und dann kam Max. Frenetischer Jubel, dann hektisches Geflüster: „Psssschht, Ruhe!“ Cem Özdemir wiegte mit dem Oberkörper hin und her, sprach den Text tonlos mit, die grüne Europaparlamentarierin Elisabeth Schroedter starrte selbstvergessen lächelnd auf die Leinwand.

Doch als die Ukrainer im Lederschurz durch lodernde Flammen über die Bühne tobten, schwieg man betreten an den Tischen – man ahnte schon, dass Max gegen diesen Auftritt wenig Chancen haben würde. Und auch der türkische Beitrag der Ska-Band „Athena“ beeindruckte alle, erhielt zufriedenes Nicken an den Tischen der türkischen Gäste und anerkennendes an denen der deutschen. Es wunderte keinen mehr wirklich, dass es Max doch nicht so sehr machte. Cem Özdemir aber sah’s positiv: „In den letzten Jahren einer der besten deutschen Beiträge“, sagte er. Vielleicht ist Europa noch nicht reif für Max Mutzke.

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